In Berlin sind die Preisträger des Architekturpreises Zukunft Wohnen 2012 bekannt gegeben worden. Archimag hat berichtet.
Heute geht es um Wohnen mit der Umwelt
Wohnhaus Papenstraße, Stralsund
Architekten: Christoph Meyn Architekt BDA und gnadler.meyn.woitassek architekten innenarchitekten gbr stralsund
Bauherr: Christoph Meyn und Katherina Reiß
Fotograf: Christoph Meyn, Stralsund
Das Projekt eines Wohnhauses für eine Familie interpretiert seine Beziehungen zur Umwelt weit vielfältiger, als dies das zurückhaltend moderne Erscheinungsbild des Hauses auf den ersten Blick erkennen lässt. Das zentral gelegene, durch die umgebende Bebauung eingeengte Grundstück inmitten der Stralsunder Altstadt bietet neben der urbanen Lage zwar Blickbeziehungen zu den Stadtbild prägenden Kirchenbauten Stralsunds, ist allerdings im Hinblick auf die Belichtungssituation ungünstig ausgerichtet. Dennoch ist mit dem Entwurf nicht nur ein überzeugender Wohnort entstanden, darüber hinaus konnte zugleich ein ambitioniertes niedrigenergiekonzept umgesetzt werden.
Grundlage dafür ist die Entwicklung einer klug gegliederten Baukubatur, die geschickt unerwartete Belichtungssituationen für die Innenräume erzeugt, die den Wohnwert entscheidend prägen. Zugleich bleibt der Baukörper kompakt genug, um das Verhältnis von Hüllfläche zu Gebäudevolumen zu optimieren. Im Tages- und Jahresverlauf bestimmt so der Wechsel von direkter Besonnung und Verschattung durch umgebende Bauwerke die Wohnatmosphäre. Darüber hinaus werden die Blickbeziehungen zu Kirchen und Bäumen der Umgebung immanenter Bestandteil der Lebensräume. Die „Umwelt“ wird zu einem Teil der Architektur. Bauen in der Stadt auf engstem Raum wird hier in vorbildlicher Weise auch als Beitrag zur Reduktion des Ressourceneinsatzes und zur nachhaltigen nutzung vorhandener Infrastruktur verstanden.
Mit der geschickten Kombination technisch etablierter Möglichkeiten wird das Gebäude energetisch optimiert. Die stark gedämmte Gebäudehülle minimiert den Energiebedarf. Kontrollierte Wohnraumlüftung und Wärmerückgewinnung reduzieren die Wärmeverluste darüber hinaus. Ein Scheitholzofen sowie Solarkollektoren auf dem Dach erzeugen Energie und speichern diese in einem Pufferspeicher zur zeitversetzten Wärmeabgabe nach Bedarf. Insgesamt konnte ein Primärenergiebedarf erreicht werden, der 60 Prozent unter dem nach EnEV 2009 geforderten niveau eines Referenzgebäudes liegt.
Das Projekt verdient in seiner Vielschichtigkeit und souveränen Umsetzung besondere Beachtung. Es ist in seiner Komplexität eine überzeugende Interpretation drängender Fragen des heutigen Wohnungsbaus.