archibib Magazin

Zeitgenössische japanische Architektur im Überblick

p. 238 Yuusuke Karasawa – S-House, Omiya, Saitama, Japan, 2013 Copyright: © Koichi Torimura

Das Montagsabendgespräch an der RWTH Aachen war zu meiner Zeit im Fachbereich Architektur legendär. Die Organisation hat es immer wieder geschafft faszinierende Architekten und Stadtplaner einzuladen. Unter anderen waren regelmäßig japanische Architekten zu Gast, die uns eine ganz andere Sicht auf Raum und Orte vermittelt haben. Daher hat mich das neue TASCHEN Buch „Modern durch Tradition“ sofort fanziniert.

Ein Überblick über zeitgenössische japanische Architektur

p. 345 Hiroshi Sambuichi – Naoshima Hall, Naoshima, Kagawa, Japan, 2015 Copyright: © Shigeo Ogawa
p. 345 Hiroshi Sambuichi – Naoshima Hall, Naoshima, Kagawa, Japan, 2015 Copyright: © Shigeo Ogawap.

Die japanische Architektur gehört seit Langem zu den spektakulärsten Baukünsten der Welt. Im 20. Jahrhundert wurden immer wieder Superlative bemüht, um die Extravaganz, Nachhaltigkeit und scheinbar unbegrenzte Kreativität zu beschreiben. Nicht weniger als sieben japanische Architektinnen und Architekten
wurden mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet.

Mit den experimentellen Kontruktionen der Expo ’70 in Osaka betraten die Metabolisten die Weltbühne und läuteten eine neue Ära ein. Seitdem fällt Japan eine Schlüsselposition in der globalen Architektur zu. Mit meisterhaften Betonkonstruktionen verhalf Tadao Ando der japanischen Baukunst zu weiterem
internationalen Renommee. In der Folge bereiteten Architekten wie Kengo Kuma (Nationalstadion von Tokio, ursprünglich geplant für die Olympischen Spiele 2020), Shigeru Ban (Mount Fuji World Heritage Center) und Kazuyo Sejima (Museum für Kunst des 21. Jahrhunderts in Kanazawa) den Weg für nachhaltigere Ansätze.

Copyright: © Nacasa & Partners Inc.
Copyright: © Nacasa & Partners Inc.

Jüngere Generationen entwickelten ihre Arbeit noch weiter im Einklang mit der Umwelt, Bautraditionen und verfügbaren Ressourcen – so zeichnen sich alle vorgestellten Architekten durch eine schier endlose Suche nach Formen aus, mit denen sie auf ihre Umgebung reagieren, anstatt Häuser am Reißbrett zu entwerfen.

Dieses Buch zeichnet die jüngsten Entwicklungen in der japanischen Baukunst nach, indem es die Einzigartigkeit des Erfindungsreichtums aus der besonderen Situation des Landes ableitet: eine hohe Bevölkerungsdichte, eine moderne, effiziente Wirtschaft sowie die tragische Heimsuchung durch Erdbeben oder andere Katastrophen. So unterscheidet sich die japanische Architektur im Kern von der europäischen und
amerikanischen durch die Fähigkeit zu akzeptieren, dass die Welt so unvorhersehbar ist wie die Spiegelungen des Lichts in Sejimas Museumsbau in Kanazwa.

Der Band im XL-Format präsentiert 39 Architekten mit insgesamt 55 Projekten, von Tadao Andos Shanghai Poly Theater, Shigeru Bans Konzerthalle La Seine Musicale über SANAAs Grace Farms, Fumihiko Makis 4 World Trade Center bis hin zu Takashi Suos nachhaltiger Zahnarztpraxis – jeweils mit eindrucksvollen Bildern renommierter Fotografen, Originalgrundrissen, technischen Zeichnungen sowie konzeptionellen Beschreibungen und Kurzbiografien. Ein ausführlicher Essay zeichnet die Bauszene von den Metabolisten bis heute nach und verdeutlicht, dass ein Zusammenspiel von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft das Fundament zeitgenössischer japanischer Baukunst bildet, wie es in keinem anderem Land möglich
wäre.

…in der Regel entsteht gute, nachhaltige Architektur im gemeinsamen Dialog und der frühen Beteiligung der Fachdisziplinen. Ralf Breuer

p. 198 Junya Ishigami – Botanical Garden Art Biotop / Water Garden, Nasu, Tochigi, Japan, 2018 Copyright: © Iwan Baan
p. 198 Junya Ishigami – Botanical Garden Art Biotop / Water Garden, Nasu, Tochigi, Japan, 2018 Copyright: © Iwan Baan

Der Herausgeber:
Philip Jodidio studierte Kunstgeschichte und Wirtschaftswissenschaften in Harvard und war über zwei Jahrzehnte lang Chefredakteur der französischen Kunstzeitschrift Connaissance des Arts. Zu seinen Veröffentlichungen bei TASCHEN gehören die Reihe Architecture Now! sowie seine Monografien über Tadao Ando, Santiago Calatrava, Renzo Piano, Jean Nouvel, Shigeru Ban, Richard Meier, Zaha Hadid und demnächst Norman Foster.

Contemporary Japanese Architecture
Contemporary Japanese Architecture

Contemporary Japanese Architecture
Philip Jodidio
Hardcover, 24,6 x 37,2 cm, 3,64 kg, 448 Seiten
€ 60 | CHF 75
ISBN 978-3-8365-7510-2 (Deutsch, Englisch,
Französisch)


12.538 mal gelesen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit dem Absenden des Kommentars nimmst Du die Datenschutzerklärung ausdrücklich an. https://archimag.de/datenschutzerklaerung/