Magazin

Wie man als Team Sichtbeton richtig gut macht

Maro Mockup Würfel für Sichtbeton

Wer außergewöhnliche Gebäude bauen möchte, der benötigt außergewöhnliche Experten. Die MARO GmbH ist so ein Experte im Bereich der Sichtbetontechnik. Seit 1978 gibt es das Unternehmen, welches heute von den beiden Zwillingsbrüdern Philipp und Torsten Mathies geleitet wird. Seit ca. 2000 kümmert es sich die Nachfrage nach hochwertigem Schalungszubehör für die Erstellung von Sichtbeton. Dabei fing dieser Unternehmensbereich mit einzelnen Bauprojekten an, wie dem ICE-Bahnhof Flughafen Köln-Bonn. Mit Philipp konnte ich das folgende, interessante Interview führen:  

archimag: Hallo Philipp, wenn man sich die Unternehmensgeschichte auf Eurer Homepage ansieht, dann hat Eure Firma einen großen Wandel vollzogen als ein Auftrag für den Flughafen Köln/Bonn hereingekommen ist. Wie ist bei Euch damals die Entscheidung abgelaufen?

Philipp Mathies: Als der Polier bei uns angerufen hat, haben wir erst nicht verstanden, worum es überhaupt geht. Erst vor Ort haben wir die Problemstellung verstanden. Bei dem ICE-Bahnhof des Flughafens sind massive Wände über eine sehr große Höhe betoniert worden, und plötzlich sprachen die Verantwortlichen der Bahn über hohe Ansprüche an die Optik der Betonfläche. Für uns war das total neu, gerade bei einem Ingenieurbauwerk ging es bis dahin um Funktionalität. Unser Fokus lag damals noch vollkommen auf bautechnische Vorteile eines Produkts, dass Beton einem optischen Anspruch genügen muss, war eine neue Anforderung. Schon damals hatten wir immer nach Produkten gesucht, die die Probleme auf der Baustelle lösen.

Sichtbeton ist ein absoluter Teamsport.

Philipp Mathies

archimag: Die Idee, Sichtbeton besser zu machen, muss aber schon viel älter sein. Wie habt ihr eurer Prinzip entwickelt?

Philipp Mathies: Das stimmt. Schon einige Jahre zuvor sind bekannte Sichtbeton-Bauwerke entstanden. Um die gewünschte Qualität der Betonflächen zu erreichen, hieß es häufig: Abreißen! Neubauen! Das hat Bauherren und Bauunternehmen natürlich viel Geld und Nerven gekostet. Es gab auch noch kein Schalungszubehör, dass für diese Ansprüche ausgelegt war. Aus diesem Leidensdruck heraus konnten sich unsere Produkte dann auch schnell verbreiten. Für die Spannstellen gilt, was für alle anderen Öffnungen in der Schalung gilt: geht Wasser verloren, blutet der Beton. Wir sind dann angetreten und haben uns mit Dichtungen für Spannstellen und mit Dichtbändern für Schalhautstöße und Aussparungen beschäftigt. Grundsätzlich kann man sagen, dass alle Beteiligten in dieser Zeit lernen mussten, dass man sich bei Sichtbeton einfach mehr Mühe geben muss und auf die Details achten muss. Aus dieser Erkenntnis entwickelten wir unsere Produkte.

archimag:  Welche Vorteile bringen Eure Produkte und der Service drumherum für den Architekten, wenn er sie in die Ausschreibungen mit einbezieht.

Philipp Mathies: Aus dem, was ich eben über das „Mühe geben“ gesagt habe, hat sich das Merkblatt Sichtbeton des DBV ergeben. Es soll die Abstimmung von Qualitätsmerkmalen zwischen Planer und Bauunternehmer vereinfachen. Das Merkblatt beschreibt, welche Anforderungen an Sichtbeton der Klassen 1–4 gestellt werden können und gibt ein paar Empfehlungen. Spannstellen sind nur allgemein und beiläufig beschrieben. Wenn der Architekt nicht konkreter wird, kann der Bauunternehmer nicht vernünftig kalkulieren und später stimmt entweder die Qualität nicht oder es kommt zu Nachtragsdiskussionen. Das kann vermieden werden, wenn man dem Bauunternehmer ein Produkt der Planung aufgibt, an dem er sich orientieren kann.

archimag: Heißt also Ihr habt das passende Paket für den Bauunternehmer, dass alles perfekt wird. Woraus besteht dieses Paket?

Philipp Mathies: Wenn das so einfach wäre. Sichtbeton ist ein absoluter Teamsport. Damit Sichtbeton so rauskommt, dass Architekt und Bauunternehmer zufrieden sind, müssen viele Parameter aufeinander abgestimmt werden. Da sind unsere Produkte ein Teilbereich. Mit unseren Produkten kann man besser Spannstellen, bessere Schalungstöße und passender Spannstellenverschlüsse herstellen. Wenn Du mich fragst, welches Werkzeug es gibt, damit alles perfekt wird, dann wäre das für mich die Erprobungsfläche, dann die Erprobungsfläche und nochmal Erprobungsfläche. Hier können Architekt und Bauunternehmer sich auf ein Qualitätsniveau einstimmen und die Mannschaft schlicht und einfach üben. Für solche Erprobungsflächen stellen wir auch gerne unsere Produkte zur Verfügung. Ansonsten sehen wir uns als die passenden Alufelgen für einen schönen Sportwagen. Ist der Sportwagen ein Montagsauto helfen die Alufelgen nicht, umgekehrt sieht der schönste Sportwagen nicht gut aus, wenn er auf rostenden Stahlfelgen fährt.

archimag: Und welche Möglichkeit hat der Architekt, sich über die Vorsatzkonen und Verschlusskegel zu informieren?

Philipp Mathies: Auf unserer Website haben wir ein Video, in dem wir die Wechselwirkung zwischen Ankerstellen und Betonfläche zeigen, zudem haben wir Einbaubeispiele der verschiedensten Verschlussvarianten. Letztendlich bleibt ein Bild von einem Loch in einer Betonwand, aber ein Bild von einem Loch in einer Betonwand – für unser Verständnis zu wenig für den kreativen Prozess. Das haben wir auch in den Gesprächen mit Architekten gespiegelt bekommen. Aus diesem Grund haben wir ein Spannstellen-Mockup entwickelt. Also eine 1:1 Darstellung einer Spannstelle. Das ist ein kleiner Betonwürfel mit der Darstellung einer Spannstelle und dazu gibt es verschiedene Verschlusskegel, mit denen man probieren kann, was in den Entwurf passt. Diese Mockups stellen wir Architekten kostenlos zur Verfügung und man kann sagen, dass diese Planungshilfe sehr gut angenommen wird. Das ist so was wie die Vorstufe der Erprobungsfläche.

archimag: Und mit diesem Mockup kann der Architekt also sowohl den Bauherren über die Qualität informieren, als auch den Bauunternehmer von der sicheren Verwendung überzeugen? Außerdem fand ich in meinem Mockup viele verschiedenfarbige Betonwürfel. Wozu sind diese da?

Farbmuster
Farbmuster

Philipp Mathies: Genau. Die verschiedenen Betonwürfel zeigen einen Auszug aus unserem Farbprogramm und dienen später zur Abstimmung der Farbe der Verschlusskegel. Aufgrund seiner Tiefenwirkung kann man die Farbe von Beton nicht mit einem Farbfächer bestimmen. Die Betonwürfel kann man mit der Wandfarbe abgleichen. Dann können wir die passenden Kegel  anhand der genannten Würfelnummer produzieren. Ist die passende Farbe nicht dabei, schicken uns die Baustellen kleine Stücke des hergestellten Betons, und wir mischen dann so lange bis die Kegel die passende Farbe haben.  Wichtig sind auch die strukturieren Würfel, die die möglichen Oberflächen der Kegel zeigen. Es sieht nämlich total befremdlich aus, wenn ich in eine Wand mit sägerauer Struktur einen glatten Betonkegel einbaue.

Strukturmuster
Strukturmuster

archimag: Ist das Prinzip Spannstelle damit für Euch auserzählt? Passt das immer oder seht Ihr noch weitere Innovationen rund um den Bereich Sichtbeton? 

Philipp Mathies: Keinesfalls. Stand jetzt können wir sagen, dass wir mit unserem Spannstellen-System die normale Ortbeton-Spannstelle im Griff haben. Aber die Schalungshersteller sind dabei, mit ihren einseitig bedienbaren Schalungen, den Markt im großen Stil zu verändern. Schalungen, wie die Peri Maxmimo oder Mamut XT von Meva erzielen großartige Ergebnisse im Sichtbetonbereich, aber auch dort werden Betonkegel für den Verschluss benötigt, hier stehen wir mit passenden Produkten zur Verfügung und wollen die Entwicklung der Schalungstechnik begleiten.

Beton ein ehrlicher und ungekünstelter Baustoff. Man kann mit Beton sehr unterschiedliche Stimmungen erzeugen und eine besonders Atmosphäre schaffen.

Philipp Mathies

archimag: Vielleicht nochmals einen Schritt zurück zu einer Metaebene. Was ist für Euch das Faszinierende am Sichtbeton und gibt es Gründe, warum dieser (noch) häufiger eingesetzt werden sollte? Gibt es vielleicht sogar Grenzen.

Philipp Mathies: Für uns ist Beton ein ehrlicher und ungekünstelter Baustoff. Man kann mit Beton sehr unterschiedliche Stimmungen erzeugen und eine besonders Atmosphäre schaffen. Nur mit Beton kann ich dem Flächenbedarf der Zukunft Herr werden, denn nur mit Beton kann ich zuverlässig und langlebig in die Tiefe und Höhe bauen und so Fläche bestmöglich ausnutzen. Wenn die Architektur stimmig ist, kann ich Beton auch wirkungsvoll mit anderen ehrlichen Baustoffen, wie Holz, Stahl oder Glas kombinieren. Durch die moderne Schalungstechnik ist auch möglich komplexe Geometrien herzustellen, das finde ich extrem spannend.

archimag: Welches Gebäude ist für Sichtbeton aus Deiner Sicht ein herausragendes Beispiel? 

Philipp Mathies: Natürlich alles von Tadao Ando, Zaha Hadid und Stephan Braunfels. Aber ein besonderes Schätzchen ist für mich das Lapidarium in Berlin. Ich war in der Bauzeit dort und habe später diese unglaubliche Kombination aus alt, industriell, imposant und wertig bewundert. Das Gebäude wird von einer Kommunikations-Agentur genutzt, auf deren Seite kann man einen Eindruck gewinnen. Ein herausragendes Beispiel dafür, wie man Beton für Spannungen einsetzen kann. 

archimag: Ein hervorragendes Beispiel, wie alt und neu kombiniert wird. Ich finde auch, dass in diesem Kontrast sich Beton sehr gut eignet – ist doch die glatte, eher kühle, Oberfläche des Betons ein guter Kontrapunkt zu dem Putz und den Verzierungen des alten Raumes. Sehr ansprechend ist hier auch die Farbe des Betons. Danke für die Einblicke, Philipp. Die letzte Frage ist ganz bewusst sehr offen formuliert: möchtest Du hier in diesem Rahmen noch etwas an meine Leser loswerden?

Philipp Mathies: An dieser Stelle kann es nur einen passenden Spruch geben, den ich gerne mit einem Zwinkern zum Besten gebe: Beton! Es kommt darauf an, was man draus macht.

Herzlichen Dank Philipp für deine Zeit und die spannenden Einblicke.

MARO GmbH
Walzwerkstrasse 30
47877 Willich
+49 2154 9460 10
sales@maro.info

8.293 mal gelesen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit dem Absenden des Kommentars nimmst Du die Datenschutzerklärung ausdrücklich an. https://archimag.de/datenschutzerklaerung/