Vorgestellt

Adlershof, Berlin

Adlershof - Berlin
Adlershof - Berlin

SOLON AG Adlershof

Heute gibt es einen etwas anderen Artikel aus der Reihe Vorgestellt. Ich versuche normalerweise mit den Architekten zusammen eigene Texte über Wohnhäuser zu erstellen. Der folgende Text weicht hier aus  zwei Gründen ab. Erstens handelt es sich um einen gewerblichen Bau und zweitens ist der Text zum größten Teil einer Pressemappe entnommen.

Fläche: 36.000 m2 Grundstücksfläche, Gesamtnutzfläche Verwaltung ca. 8.300 m2, Gesamtnutzfläche Produktion ca. 18.900 m2

Gebäudehöhe: 15,5 m

Geschosse: 4

Aufzüge: 2

Besonderheiten: zusätzlicher Umlaufaufzug, bekannt als Paternoster, der erste seit 1974 in Deutschland gebaute und zugelassene

Architekt: SFA / Schulte-Froh linde Architekten, Berlin

Energiedesign, TGA-Entwurf, Bauphysik: EGS-plan, Stuttgart

Bei dem Adlerhof in Berlin hat man sich hohe Ziele für den Energiebedarf gesetzt. Die Produktion und Verwaltung soll durch den Einsatz von erneuerbarer Energie über den Betrieb eines Biogas-BHKW (noch nicht fertig gestellt) und der Photovoltaikanlage mit 210 kWp betreiben werden. Hierdurch soll eine Reduzierung des Energieverbrauchs auf ein Viertel im Vergleich zu Bürogebäuden gleicher Größenordnung und Funktion erreicht werden.

Das Verwaltungsgebäude soll einen jährlichen Primärenergieaufwand von < 100 kWh/(m2a) und eine jährlichen Heizwärmebedarf von < 40 kWh/(m2a) erreichen.

SOLON arbeiten auf dem Dach

Beschreibung zur Gestaltung des Freiraums durch hochC Landschaftsarchitektur

Idee

Das Projekt verfolgt den Anspruch, sowohl Gebäude als auch Freianlagen in einem ganzheitlichen Gestaltungskonzept zu vereinen. Der Freiraum nimmt Bezug auf die charakteristische Hochbauarchitektur, die durch das zur Köpenicker Straße hin geneigte, intensiv begrünte und mit Photovoltaikmodulen ausgestattete Verwaltungsdach geprägt ist.

Die geschwungene Silhouette des Verwaltungsgebäudes wirkt als markante Geste zum Gartenraum. Mit einer Abfolge von Wasserbecken, Weg und Parkanlage reagiert die Gestaltung der Freianlagen auf diese Formensprache.

Das Gelände des SOLON- Parks wird mit dem Bodenaushub des Gebäudes modelliert, sodass ein topografisch sehr charakteristischer Park entsteht. Zur Köpenicker Straße hin steigt das Gelände an.

Sämtliches Regenwasser wird auf dem Grundstück eingesetzt und zur Versickerung gebracht. Ein Kaskadensystem aus charakteristischen Sickermulden greift dieses Thema konzeptionell auf.

Management Bodenaushub

Der größte Teil des Bodenaushubs wird in den Freianlagen in Form einer zur Köpenicker Straße hin ansteigenden Bodenmodelierung aufgebracht. Diese Wiesenlandschaft schiebt sich entgegen der Neigungsrichtung der Dachlandschaft in den Außenraum und nimmt somit Bezug auf die Hochbauarchitektur. So kann zugleich die Abfuhr von Boden minimiert werden. An der Köpenicker Straße schließt die Anschüttung mit einer Mauer ab, sodass die Außenanlagen gegenüber der vielbefahrenen Straße etwas abgeschirmt sind und den SOLON­Mitarbeiterinnen ein beruhigter Gartenraum zur Verfügung steht.

Regenwasser-Management

Das auf die Dachflächen fallende Regenwasser wird zum größten Teil bereits durch die Dachbegrünung absorbiert. Der übrige Abfluss wird in einer Zisterne gesammelt und als Grauwasser für Toiletten, Brunnennachspeisung und Gartenbewässerung weitergenutzt bzw. der Sickerkaskade im Freiraum zugeführt. Sämtliche befestigte Außenflächen entwässern ebenfalls in Sickermulden bzw. Sickerpackungen.

Schnittstelle zum öffentlichen Raum

Dem Wunsch des Bauherrn folgend ist keine Einfriedung vorgesehen. Die Gestaltung realisiert trotzdem eine deutliche Abgrenzung zum öffentlichen Raum: Im Bereich der Köpenicker Straße durch die Stützmauer sowie an der Straße Am Studio durch die Pflanzung und das Wasserbecken. Im Bereich der inneren Erschließungsstraße gibt es versenkbare Poller, an der LKW-Zufahrt eine Schrankenanlage.

Der Weg an der Ostseite des Verwaltungsgebäudes ist frei zugänglich, wenngleich externe Passanten wahrnehmen, dass man sich auf privatem Terrain befindet. Hier wird es zukünftig eine fußläufige Anbindung bis zum S-Bahnhof Adlershof geben.

Hallendach

Für das Hallendach ist eine extensive Dachbegrünung aus verschiedenen Sedumarten vorgesehen. Die Pflanzstreifen entsprechen der Ausrichtung und lockeren Verteilung der Sheds und sind in den durchgehenden Sedumteppich eingestreut. Diese Streifen sind wechselnd aus Lavendelheide sowie Steinrosenflur (gemischte, niedrige Stauden, extensiv zu pflegen) konzipiert. Rund um die Dachdurchdringungen setzen die Kiesstreifen das Thema der blockartigen Streifengestaltung fort..

Verwaltungsdach

Das Dach des Verwaltungsgebäudes ist als Aufenthaltsfläche für die Mitarbeiter konzipiert. Auf Holzterrassen aus heimischer Eiche entlang der Treppenhaustürme werden bequeme Sitzelemente vorgesehen. Der höchste Abschnitt des Daches ist zugleich auch der am wenigsten geneigte Teil. Hier sind punktuell Kleinbäume wie schirmförmige Felsenbirnen eingeplant, es gibt eine Liegewiese und einen kleinen „Sandstrand“ mit Wasserbecken. Im Bereich der Aufzüge können an einem Platz um eine kleine Bar Veranstaltungen und Empfänge im Freien stattfinden.

Die übrige, bepflanzte Fläche des Daches wird als Rasenfläche ausgeführt. Die fünf Innenhöfe sind wie leuchtende Bilder in die Wiesenlandschaft des Daches eingeschnitten.

Außenraum

An der geschwungenen Fassade des Verwaltungsgebäudes zieht sich ein großes Wasserbecken entlang, fortgesetzt durch ein schmales Becken entlang der Straße Am Studio. Das Verwaltungsgebäude scheint so förmlich auf dem Wasser zu stehen, in welchem sich das Solardach spiegelt. Unter dem überstehenden Solardach sind Wassersprudel vorgesehen. Gespeist werden die Becken aus der Grauwasser-Zisterne. Runde Schilfinseln und ein Schilfgürtel an der in den Park integrierten Restaurant- Terrasse lockern das große Wasserbecken auf und reinigen das Wasser. So kann auf aufwändige Filteranlagen verzichtet werden.

Die Kaskade aus Sickermulden auf der geneigten Freifläche nimmt das überschüssige Regenwasser des Verwaltungsdaches auf und macht die technische Notwendigkeit der Versickerung zu einem wesentlichen Gestaltungselement des Außenraumes. Die Fläche ist überstanden mit lockeren Baumgruppen, die zur Grundstücksgrenze hin dichter werden. Hier werden als Leitgehölze blühende Wildobstbäume wie Wildapfel, Wildkirsche und Wildbirne gepflanzt. Auf der kleinen „Insel“ in der großen Sickermulde steht als Solitär ein imposanter Amberbaum. Wenn die Erweiterungsflächen in Richtung Osten realisiert werden, soll als verbindendes Element über die Insel ein Metallsteg führen.

Die mit einer streifenförmig strukturierten Matrize versehene und leicht geneigte Betonmauer, die das Gelände zur Köpenicker Straße hin abfängt, ist analog des Geländeverlaufs abgeschleppt. Eine Promenade aus grauer wassergebundener Decke zwischen Matrizenmauer und Wasserbecken lädt mit ihren Bänken zum Verweilen ein.

Solartankstelle

Ein kleiner in die Mauer integrierter Platz an der Ecke Köpenicker Straße/Am Studio ist Stellplatz für acht Vectrix-Solarroller. Eine in die Mauer eingelassene Akkustandsanzeige mit Ladesteckdosen ist mit der Batterie des auf dem geböschten Parkgelände stehenden Solarmovers verbunden.

Vorgarten

Zwischen dem Gehweg Am Studio und den beiden Gebäuden wird eine repräsentative Vorgartenzone ausgebildet. Dort wird die Struktur der Holz-Glasfassade in der Pflanzung aufgenommen. Geschnittene Hecken aus Buchs vor den breiten Holzelementen gliedern Pflanzflächen, die mit Lavendel, weißen Rosen, Rasen und Geophyten bepflanzt sind.

Höfe

Jeder Hof hat eine eigene, starke Gestaltungsidee, die vom Dach und Innenraum aus wie ein Bild betrachtet werden kann. Die individuell beleuchteten Höfe sind begehbar und dienen der Erholung der SOlON-Mitarbeiter. Aus den verschiedenen Blickwinkeln entstehen vielfältige Bildausschnitte, die je nach Jahres- und Tageszeit variieren und immer neue Assoziationen wecken. Sämtliches Regenwasser wird an Ort und Stelle zur Versickerung gebracht.

Hof 1 – „Himalayabirken auf grüner Wellenlandschaft“

Von einem mit Dolomitplatten befestigten Rahmen gefasst, steht hier ein lockerer Birkenhain auf einer welligen Rasenlandschaft aus Bärenfellgras. Im Frühling blühen dazwischen die Frühjahrsgeophyten (Riesenzierlauch). Pfade zwischen den Rasenhügeln sind mit hellem Dolomitsplitt belegt. Aufgeweitete Splittflächen bieten Sitzmöglichkeiten an.

Hof 2 – „Pflaumenweißdorne auf geneigter Ebene“

In eine dunkle Fläche aus sondergefertigten, großformatigem Kieselbeton ist eine geneigte Rasenebene eingelassen, die seitlich beleuchtet ist und in der drei schirmförmige Pflaumenweißdorne platziert sind. Unter dem überdachten und deshalb nicht begrünten Bereich werden Sitzgelegenheiten aufgestellt, die auch bei Regen genutzt werden können.

Hof 3 – „Bambus-Ovale im Holzdeck“

Die Hoffläche ist als Holzdeck aus brandenburgischer Eiche ausgebildet, in welches ovale Pflanzinseln mit verschieden Bambusarten eingelassen sind. Rote, weiße und orangefarbene Sitzelemente wirken wie auf das Holzdeck gestreut. In der schattigsten Partie sind zwei individuell für SOLON entworfene Kunstobjekte, die sogenannten „Lighting reeds“ des Berliner Lichtkünstlers Sven Weber in die Ovale eingefügt.

Hof 4 – „Schieferschollen mit Brunnentrog und Winterkirschen“

Gerahmt von dunklen Bändern aus Basaltplatten liegt etwas abgesenkt ein Feld aus individuell geschichteten, natur belassenen Schieferschollen (Theumarer Fruchtschiefer). Drei Zierkirschen kontrastieren mit dieser Schollenlandschaft. Basaltplatten und Schieferfeld setzt den dunklen Bodenbelag (Basalt) im Atrium des Gebäudes im Außenraum thematisch fort und erinnert an sich auftürmende Eisschollen in der winterlichen Ostsee. Ein stetig überlaufender und beleuchteter Wassertrog aus Kleinziegenfelder Dolomit bietet einen kontemplativen Ort.

Hof 5 – „Restaurantgarten mit mediterranem Flair“

Der Hof dient als Freiraum für das benachbarte Restaurant und ist mit einem hellen Plattenbelag aus Dolomit ausgestattet, auf dem in lockeren Gruppen Kübelpflanzen stehen. Außerdem prägt den Hof eine lang gestreckte Brunnenskulptur. Die kugelförmig geschnittenen Buchspflanzen können im Hof überwintern, während die mediterranen Arten wie Oleander, Schmucklilien, Hanfpalme und Bleiwurz ins Winterquartier kommen und ab dem Frühsommer ihre Blütenpracht entfalten.

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