Heute möchte ich von einer faszinierenden fotografischen Spurensuche berichten. Es geht um die Eulenkopfsiedlung in Gießen, die in den 1950er-Jahren als Notunterkunft für Nichtsesshafte errichtet wurde. Damals waren sozial schwache Familien von der bürgerlichen Stadtgesellschaft abgeschnitten und die Lebensbedingungen äußerst schwierig, begleitet von sozialen Problemen und Gewalt.
In den 1970er-Jahren nahmen sich engagierte Studierende der Problematik an und setzten sich gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern für eine menschenwürdige Wohnsituation ein. Unterstützung fanden sie in Horst-Eberhard Richter, dem Leiter der örtlichen psychosomatischen Klinik, der zu einem prominenten Fürsprecher wurde. Aus diesem Anlass hat sich Merle Forchmann, die Enkelin von Horst-Eberhard Richter, auf eine besondere fotografische Spurensuche begeben, um die Gegenwart der Eulenkopfsiedlung einzufangen.
Über einen Zeitraum von zwei Jahren reiste Merle Forchmann immer wieder nach Gießen. Sie knüpfte Kontakte zu den Sozialarbeiterinnen, lernte die Bewohnerinnen und Bewohner persönlich kennen, führte intensive Gespräche und begann, den Alltag in der Siedlung aus einer ganz besonderen Perspektive zu fotografieren. Mit ihren authentischen und eindringlichen Bildern und den aufgezeichneten Gesprächen schuf sie ein beeindruckendes Porträt der Siedlung und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner.
Die fotografische Dokumentation zeigt den Wandel, den die Eulenkopfsiedlung über die Jahrzehnte erfahren hat. Es ist eine Geschichte von Engagement, Solidarität und der Suche nach menschenwürdigem Wohnraum. Die Bilder von Merle Forchmann öffnen uns die Augen für die Realitäten und Geschichten hinter den Fassaden.
Ich kann euch nur empfehlen, diese einzigartige fotografische Reise selbst zu erleben. Taucht ein in die Eulenkopf-Siedlung und lasst euch von den beeindruckenden Bildern und Geschichten berühren.
Merle Forchmann
Eulenkopf. Eine Wohnsiedlung
Softcover, 116 Seiten pages, 18 × 23 cm, de/en, 978-3-98741-057-4