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RheinHangHäuser

RheinHangHäuser
RheinHangHäuser (Foto: Holger Jacobs holger-jacobs.com)

Im Kunstraum Remagen Mitte findet vom 20.05 bis 19.06.2011 eine Ausstellung über Hanghäuser am Rhein statt. Das Titelprojekt dieser Ausstellung wurde schon bei archimag vorgestellt. Die Ausstellung ist im Anschluss auch in in der Galerie Alain Le Gaillard (Paris) vom 23.06 bis 7.07.2011 zu sehen. Aber worum geht es genau.

Im Jahr 1748 befand der englische Philosoph David Hume die Reise von Bonn nach Koblenz als « die angenehmste der Welt ». Die Anhöhen seien mit Wäldern oder Rebstöcken bedeckt und sie seien so steil, dass der Boden durch Mauern und Terrassen gestützt werden müsse. « Gewiss hat es », so Hume abschließend in seinem Reisebericht, « noch nie eine solche Vereinigung wilder und kultivierter Schönheit an einem Ort gegeben ». Einige Jahrzehnte später schlug sich die Faszination für das Mittelrheintal auf Schriftsteller der Romantik wie Clemens von Brentano nieder, die ihm zahlreiche literarische Hommages widmeten, was wiederum Bauherren und Architekten wie Karl Friedrich Schinkel dazu bewog, die im Mittelalter entstandenen und nunmehr zerstörten Burgen prächtiger als zuvor wieder aufzubauen. Weitere neoromantische Burgen und Schlösser entstanden im Wilhelminismus, wodurch diese Kulturlandschaft um die Jahrhundertwende ihren vorübergehenden ästhetischen Abschluss erhielt – denn in den letzten hundert Jahren war dieses Zusammenspiel zwischen Baukultur und Landschaftsgestaltung kaum mehr Grundlage weiterer Planungen.

Die ausgestellten Arbeiten wollen an diese herausragende architektonische und landschaftsarchitektonische Tradition des unteren Mittelrheintals anknüpfen. Präsentiert werden fünf Häuser am Hang, die beide wesentlichen Motive dieser Kulturlandschaft thematisieren: die von Hume gepriesenen Weinbergsmauer und die berühmten Burgen. Somit ragt ein Teil der Projekte aus der Topographie heraus und will selbst als Landmark die Landschaft wie eine Burg dominieren, während ein anderer Teil der Projekte sich in die Topographie einschreibt und sich als bewohnbare Weinbergsmauern darstellt. Der bedeutende französische Architekturhistoriker Jean Castex schrieb folgerichtig zu diesen Häusern, dass in Tradition der deutschen Architekten des 19. Jahrhunderts erst der Garten und die zur Verfügung stehende Landschaft geplant würden und erst dann das Gebäude. In Anlehnung an die Philosophie von Peter Sloterdijk geht es den Architekten darum, Gebautes von der Um-Welt heraus zu planen und nicht umgekehrt.

Hertweck Devernois Architekten Städtebauer ist ein deutsch-französisches Planungsbüro, das an den Schnittstellen zwischen Regional- und Infrastrukturplanung, Landschaftsarchitektur, Architektur und Grafikdesign forscht, um zu einem neuen Verhältnis von Natur und Kultur sowie von Mobilität und Immobilität zu gelangen. Gegründet wurde das Büro im Jahr 2008 von Pierre Alexandre Devernois (geb. 1976) und Florian Hertweck (geb. 1975) – zwei Architekten, die vor zehn Jahren ihr Diplom in Paris mit einem gemeinsamen Projekt absolviert haben. Hertweck ist in Remagen aufgewachsen und heute Professor für Architekturentwurf und Stadtplanung in Versailles, wo sich der Bürositz befindet. Vor fünf Jahren hat er ein Konzept für das historische Dreieck von Remagen vorgelegt. Er hat zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema der Regionalplanung und zur zeitgenössischen Baukultur verfasst – darunter ein Buch zum Wiederaufbau von Berlin nach dem Fall der Mauer (2010 im Gebr. Mann Verlag erschienen).

Öffnungszeiten:
Sonntags von 11 – 17 h
und nach telefonischer Vereinbarung

02642-947606

kunstraum remagen mitte
bachstrasse 9 (direkt am Markt)
53424 remagen

Fotonachweis: Holger Jacobs holger-jacobs.com

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