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E10 – Nürnberg

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Der 10. Europan-Wettbewerb ist wie berichtet entschieden. Das Verfahren war im Januar 2009 unter dem Leitthema „European Urbanity“ in 62 Städten aus 19 europäischen Ländern ausgelobt worden. Die Jury vergab insgesamt neun Preise, zwölf Ankäufe und vier Lobende Erwähnungen für die deutschen Standorte in Bottrop, Elmshorn, Dessau-Roßlau, Leisnig, Guben, Heidelberg, Forchheim, Nürnberg und München sowie den polnischen Standort Warschau. Archimag stellt die Gewinner vor. Heute:

Nürnberg

Aufgabe: Nürnberg will seine Rolle als gesellschaftliches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum innerhalb der Metropolregion halten und ausbauen. Mittelfristig sind die wichtigsten Herausforderungen die Gewährleistung eines guten sozialen Klimas, der kreative Umgang mit dem technologischen Wandel, eine nachhaltige, Ressourcen schonende Entwicklung und die Sicherung eines stabilen Finanzhaushaltes.
Motor für die Entwicklung des Areals im westlichen Stadtgebiet mit einer Größe von 67 ha ist die geplante U-Bahn-Erweiterung, die 2018 in Betrieb gehen soll. Der Flächennutzungsplan sieht einen Anteil von 14 ha für Wohnen, 16 ha für gemischte Nutzungen und 37 ha Freiflächen vor. Ziel ist die Schaffung eines neuen Stadtquartiers mit einer hohen Dichte und Funktionsmischung.
Die Stadt verfolgt eine nachhaltige Stadtentwicklung mit einer qualitativ hochwertigen baulichen Verdichtung, die eine gute Versorgung der Quartiere mit öffentlichen
Grün- und Freiräumen sowie Einkaufsmöglichkeiten berücksichtigt. Mit innovativen, zukunftsfähigen Typologien sollen städtische Strukturen mit urbanen Lebensqualitäten entwickelt werden. Dabei ist eine Vernetzung mit dem nördlich angrenzenden Ortskern von Kleinreuth herzustellen. Der zum Rhein-Main-Donau-Kanal gelegene Landschaftsraum soll als wesentlicher Bestandteil in das neue Quartier einbezogen werden.

Preis NU 225 PHILIP GLASS VIOLIN CONCERTO 2ND MOVEMENT

von Adrian Phiffer, Architekt/Stadtplaner (RO)

„Die Autoren der Arbeit haben Probleme mit der gewünschten Urbanität, die in der Auslobung eingefordert wird. Indem sie Aufgaben kritisieren, kommen sie zu einer
ungewöhnlichen und dabei höchst einfachen Lösung, die bei näherer Betrachtung zwar längst nicht in allen Details überzeugt, ABER: Es formuliert als einziges Projekt eine relevante Frage an den Bauplatz und gibt eine – teilweise polemisch formulierte – aber nichtsdestotrotz sehr angemessene Antwort: Müssen wir die immer gleiche Metropole anjeden beliebigen Ort transferieren? Und selbst wenn wir das wollten:
Funktioniert immer mehr vom Gleichen überall überhaupt? NEIN.
Können urbane Dichte und agrikulturelle Nutzung koexistieren? JA.
Wenn Dichte nicht als abstrakter Wert verstanden wird, der beliebige Volumina auf Parzellen klotzt, sondern „richtige Häuser“ Schulter an Schulter stellt, geht das! Und solange diese nach hinten hin atmen können, ist das ganz wunderbar so. Wenn die Qualität der Ränder des Tiefen Feldes zum Wohnen angezweifelt wird und deswegen konsequent in der Mitte gebaut wird, stimmt das. Dass dabei straßenmittig in Doppelreihe parkiert wird, befremdet, ist aber auch sehr realistisch und zitiert dazu wieder naheliegende Metropolenmomente. Wer will denn raus aus der Stadt?
Autolose, den Grünraum nur betrachten Wollende? NEIN.
Die Zielgruppe will sich in die Wiese legen, auf dieser trampeln und fahren. Und zwar mit dem Auto vor dem Haus. Deswegen werden die U-Bahn-Zugänge auch nicht – wieder sehr metropol – gefeiert, sondern sehr angemessen integriert, bilden nicht mehr, aber auch nicht weniger als einen sehr logischen Auftakt eines Straßenzuges. Diesem fehlt leider ein gestaltetes Ende, aber die strategische Überlegung dahinter, der Anfang, stimmt. Sehr sogar!“

Preis LC 010 LEAF COMMUNITY

von Paolo Iotti, Architekt (IT), Marco Pavarani, Architekt (IT)

„Die Blatt-Referenz – die primär nur großmaßstäblich und wahrscheinlich nur aus einem Flugzeug nachvollziehbar ist – wird im Projekt überstrapaziert. Deckt man die nördlich von Kleinreuth gelegenen Bebauungsvorschläge aber ab, wird der Blick für Qualitäten frei, die im Projekt stecken. Jetzt zwar weniger „Grundrissblatt“, dafür aber spannende Baukörperzwischenräume, welche den kultivierten Umraum tief in die Bebauung ziehen. Verzahnung mit der Standortressource Landschaft – in einigen Vorschlägen für den Bauplatz nur behauptet – ist hier strukturell abgebildet und glaubhaft argumentiert. Das Projekt verdichtet – wieder im Grundriss – sinnvoll dort, wo dies angemessen scheint – um die neu zu errichtende U-Bahn-Station nämlich – bildet dort Platz und Mittelpunkt und wird dann sehr plausibel weniger dicht, fingert und fächert immer leichter ins ehemalige Ackerland. Betrachtet man allerdings die dreidimensionale Realität, die so konstruiert wird, erscheint diese unangemessen. Vier- bis Sechsgeschosser und ein labyrinthartiges Hofsystem? Auf der grünen Wiese? Warum eigentlich?“

Ankauf MC 963 URBAN LIFECYCLES

von Daniel Schönle, Architekt/Stadtplaner (DE), Tobias Piehler, Architekt (DE), Isabel Finkenberger, Architektin (DE)

Der Entwurf zeichnet sich durch eine klare städtebauliche Gliederung aus. Konzentriert an der Haupterschließungsachse entstehen ein Bürgerzentrum und ein Markt. Weder weitläufig noch unterdimensioniert, wird eine angemessene behutsame Beziehung zum vorhandenen kleinstädtischen Gefüge erzeugt, zugleich als öffentliches Bindeglied zwischen den unterschiedlichen Baufeldern. Die offenen Bahnsteige helfen, sich zu orientieren und tragen zur Transparenz bei, Sichtbeziehungen werden ermöglicht. In Nord-Süd-Richtung wurden breite Bewegungszonen angeordnet. Die Baukörper variieren, die Grundrisslösungen sind eher bekannt.
Das städtebauliche Konzept des Projektes korrespondiert mit bereits bekannten Beispielen von Stadterweiterungen in Deutschland und Europa.
Dabei zeigt das Projekt nicht ausreichend innovative Lösungen in Bezug zum Thema „European Urbanity”. Dieser Aspekt ist allerdings besonders wichtig für die Stadt Nürnberg, da sie mit dem Wettbewerbsgebiet „Tiefes Feld“ die einmalige Chance hat, ein großes, neues Stadtquartier mit einem unverwechselbaren Image zu schaffen. Dies erreicht das Projekt weder auf lokaler noch einer generellen Ebene. Der vorgeschlagenen städtebaulichen und architektonischen Gestalt gelingt es nicht, die lokale Identität im Bezug zur Stadt Nürnberg und dem Ort selber zu stärken.
In diesem Sinne schafft der Entwurf es nicht, eine Angemessenheit in Bezug zu den Potenzialen des Grundstücks und der Situation zu erzeugen.

Mehr Informationen zu E10 – Nürnberg http://www.europan.de/europan1-12/europan10/sites/nuernberg.html
Mehr Informationen über den Wettbewerb bekommt Ihr unter http://www.europan.de

Die anderen Städte werden bald bei Archimag vorgestellt. Bleib auf dem laufenden mit dem RSS-Feed.

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Autor

Ich bin Architekt und seit 2009 veröffentliche ich archimag.de. Wenn Ihr Wünsche oder Anregungen habt, dann her damit. Ich freue mich über Eurer Feedback.

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