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E10 – Guben

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Der 10. Europan-Wettbewerb ist wie berichtet entschieden. Das Verfahren war im Januar 2009 unter dem Leitthema „European Urbanity“ in 62 Städten aus 19 europäischen Ländern ausgelobt worden. Die Jury vergab insgesamt neun Preise, zwölf Ankäufe und vier Lobende Erwähnungen für die deutschen Standorte in Bottrop, Elmshorn, Dessau-Roßlau, Leisnig, Guben, Heidelberg, Forchheim, Nürnberg und München sowie den polnischen Standort Warschau. Archimag stellt die Gewinner vor. Heute:

Guben

Aufgabe: Kernaufgabe der Stadtentwicklung ist es, Trends und Veränderungen in den Bereichen Ökonomie, Soziales, Mobilität, Ökologie, ebenso wie räumliche und landschaftliche Entwicklungen zu bewerten und entsprechende Konzepte, auch unter dem Aspekt der Innenstadtrandentwicklung, zu integrieren. Die Perspektive der Stadt geht von einer nachhaltigen, dauerhaft umweltgerechten Entwicklung und einer zeitgemäßen Urbanität und Integration aus. Vordringliche strategische Aufgabe ist es, die funktionale und städtebauliche Anbindung des Stadtrandbereiches an den Innenstadtbereich zu definieren und zu gestalten.
Guben ist seit 1945 geteilte Stadt: Der östlich der Neiße gelegene Teil, in dem das historische Zentrum liegt, ist heute die polnische Stadt Gubin, der westliche, durch Industriebauten geprägte Teil die deutsche Stadt Guben. Das Gebiet umfasst den Innenstadtrandbereich, der westlich durch den Bahndamm und östlich durch den Bereich Feldstraße, Mittelstraße, Bahnhofstraße, verlängerte Uferstraße und das Neißeufer begrenzt wird.
Die primäre Aufgabe besteht darin, den in Innenstadtrandlage gelegenen Bahnhof mit dem historischen Bahnhofsgebäude an die Innenstadt, sowohl verkehrstechnisch, wie auch städtebaulich, anzubinden. Dabei gilt es, den Bereich zwischen Bahndamm und Innenstadt so zu gestalten, dass eine nachhaltig stabilisierende Wirkung auf das Stadtzentrum erzielt wird. Der öffentliche Raum soll durch prägende Elemente aufgewertet, attraktiv gestaltet und durch neue Nutzungsangebote belebt werden. Ergänzend sollen einzelne Teilbereiche planerisch vertieft und entwickelt werden.

Preis MM 012 MACRO-MICRO

von Bruno Vanhaesebrouck, Stadtplaner (BE), Amélie Fontaine, Architektin (FR)

„Das Projekt Macro-Micro arbeitet auf zwei unterschiedlichen Maßstabsebenen: einer strukturellen Landschaftsintervention auf Makro-Ebene und kleinteiligen architektonischen Interventionen auf Mikro-Ebene. Die Landschaftsintervention basiert auf dem Vorschlag eines linearen Parks, der zukünftig die Grundstruktur der Stadt bilden soll. Der Park verzahnt sich mit der Altstadt über grüne Traversen, die, in Teilen weitergeführt, auch einen Brückenschlag zur polnischen Seite bilden. Diese grünen Traversen sind landschaftlich modelliert und bilden an einer Stelle eine Unterführung zur Vorstadt aus. Die in den Schnitten dargestellte, landschaftliche Topografie ist allerdings sehr schematisch und zeigt wenig gestalterische Qualität. Interessant ist der Vorschlag, das industrielle Erbe der Stadt mit kleinen architektonischen Interventionen in Form von Follies zu transformieren und für die Bewohner zugänglich zu machen. Diese architektonischen Akupunkturen markieren auch wichtige Stellen im linearen Park. Mit der Macro-Micro-Strategie vertrauen die Autoren stark auf die Bearbeitung der unterschiedlichen Maßstabsebenen. Wünschenswert wäre die Einführung eines mittleren Maßstabs, der über die Gestaltung von Plätzen und die gestalterische Durchdringung der grünen Traversen mehr Orientierung im Gesamtlayout
geben könnte. Insgesamt ist der Vorschlag ein sehr interessantes mittelfristiges Strategie-Instrument für die Stadt Guben. Mit den architektonischen Interventionen auf Mikro-Ebene kann zudem ohne großen finanziellen Aufwand sofort begonnen werden, um damit die langfristige Transformation des Landschaftsparks auf Makro-Ebene vorzubereiten.“

Ankauf SP 276 „LOST IN PLACE“

von Sandra Pauquet, Architektin (FR)

Die Verfasser begeben sich mit ihrer Arbeit auf eine subjektive Entdeckungsreise der ungenutzten Orte in Guben, denen sie ein großes Erlebnispotenzial zuschreiben. Eine Sammlung dieser Orte wird den zukünftigen Nutzern und Touristen der Stadt in drei Rundgängen angeboten. Interessant, aber gleichzeitig fragwürdig im Hinblick auf eine dauerhafte Entwicklung, erscheint ihre Interpretation von Urbanität in Guben: Das Leere und Ungewisse birgt Potenzial, Benutzer sollen zu spontaner Interpretation der thematisch gezähmten „Wildnis“ motiviert werden. So sind auch die Möblierungsvorschläge eher als Impulse und Zwischennutzungen zu sehen.
Positiv jedoch wird die aus dieser Haltung hervorgehende Intervention auf dem Bahnareal gesehen. Die Arbeit verzichtet auf eine durchgängige Gestaltung und überhöht lediglich die vorhandenen Querbeziehungen, welche das neue Guben mit dem alten Guben verbinden. Abstrahiert man von der lehrpfadähnlichen Ausformulierung dieser Wege, so ist diese wenig aufwendige Intervention gleichzeitig eine realistische Handlungsanleitung um Umgang mit untergenutzten Arealen ohne großen Investitionsdruck.

lobende Erwähnung DC 648 KERNGEHÄUSE

von Holger Werner, Architekt (DE), Darja Wiest, Architekturstudentin (DE), Sarah Hoppe, Architekturstudentin (DE)

Die Autoren liefern einen gesamtstädtischen Ansatz, der auch den polnischen Teil östlich der Neiße einschließt. Zentrale Idee des Projekts ist die räumliche Fassung und
Verdichtung einer Stadtinsel im Areal der heutigen Gubener Altstadt, mit dem Ziel, hier auf lange Sicht die gemeinsame gesellschaftliche Mitte der Doppelstadt Guben-Gubin zu etablieren.
Mit ihrem Vorschlag der konsequenten Kontraktion und der Bündelung aller städtischen Ressourcen zu Gunsten der Gubener Innenstadt bedienen sie sich folgerichtig einer konservativen, aber gängigen Strategie im Umgang mit schrumpfenden Städten. Fraglich sind dagegen die vorgeschlagenen Steuerungselemente: Als „auslösendes Moment“ wird die Bildung einer städtischen Kante am westlichen Rand der Altstadt benannt, die weder stadträumlich noch in typologischer Hinsicht überzeugen kann.
Räumliche Vorschläge zur inneren Verdichtung der Altstadt sowie zum Umgang mit dem östlichen Rand an der Neiße und damit zum Zusammenwachsen der beiden Kommunen fehlen gänzlich. Auch werden Aussagen zu einem Dialog der beiden Gemeinden über die Festsetzung einer einvernehmlichen Kontraktionsstrategie und vor allem über die Verständigung einer gemeinsamen Mitte auf deutscher Seite vermisst.
Positiv ist das Belassen und Herausarbeiten einiger historischer Stadtbausteine aus der industriellen Zeit, die helfen, den Park zu gliedern. Der Vorschlag, einen neuen Seitenarm der Neiße entlang der neuen Stadtinsel anzulegen, wird auf Grund seiner trennenden Wirkung zu Bahnpark und westlicher Vorstadt kritisiert. Zudem erscheint dies wegen des allgemein niedrigen Wasserstandes der Neiße nicht umsetzbar.
Die Konversion des eigentlichen Bearbeitungsgebiets in einen Park als große ungefasste Wiese, ist unbeholfen und kann nur als symbolische Untermalung einer idealisierten Altstadt gelesen werden. Das angestrebte Ideal erscheint aber unter den gegebenen ökonomischen und demografischen Bedingungen in Guben und mit den vorgeschlagenen Steuerungsinstrumenten als gänzlich unrealistisch.

Mehr Informationen zu E10 – Guben http://www.europan.de/europan1-12/europan10/sites/guben.html
Mehr Informationen über den Wettbewerb bekommt Ihr unter http://www.europan.de

Die anderen Städte werden bald bei Archimag vorgestellt. Bleib auf dem laufenden mit dem RSS-Feed.

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