Das Leben eines Architekten

10 Gründe ein Fertighaus zu bauen

white and black lego blocks

Als Architekt und über meine Kontakte zu anderen Architekten sowie zu meinen Bauherren erlebt man viele Dinge. Gerade im Zusammenhang mit Fertighäusern habe ich da schon so einiges mitbekommen. Das möchte ich mir jetzt als zusammengepresste und ausdrücklich böse satirische Liste von der Seele schreiben. Nicht vergessen: hinter jedem dieser Punkte steht ein Einzelschicksal.

1. Weil ich endlich ein individuelles Haus haben möchte …

…wie 1.000 andere, die den gleichen Grundriss haben, die gleiche Farbe und die gleichen Fliesen.

2. Weil Excel mein Freund ist …

…, und ich vorher genau überprüfen muss, was in welchen Angeboten enthalten ist und was noch zusätzlich eingeplant werden muss. 15-20 Anbieter sollte man da schon ins „Benchmarking“ nehmen.

white printing paper with numbers
Foto von Mika Baumeister

3. Weil ich dem Experten vertraue, …

… also dem Verkäufer, der letztes Jahr noch Brillen verkauft hat und heute halt mein Haus für mich zusammenstellt. Ich gehe ja auch zum Steuerberater, wenn mein Auto liegenbleibt.

4. Weil ich viel Zeit habe, …

… denn mein Haus, das ich heute gekauft habe, wird erst in 12 Monaten das Werk verlassen und dann auf der Baustelle zusammengeschraubt werden.

5. Weil ich viel Zeit und Fachwissen habe, …

… da mein Bauleiter 30 Häuser in meinem Bundesland betreut und monatlich für zwei Stunden vor Ort ist. Das bisschen Bauleitung mache ich aber gerne mit.

6. Weil Geld beim mir keine Rolle spielt, …

…da ich meine Finanzierung auf das Vertragsangebot abschließe und alle Nachträge locker noch auf dem Konto liegen habe.

pink pig figurine on white surface
Foto von Fabian Blank

7. Weil ich sehr schnell und sicher entscheiden kann …

… und somit die Bemusterung (vor Baubeginn) an zwei Tagen (mit einem Sekt vor dem Frühstück im Kopf) sicher stemme. Fenster, Fassade, Dachziegel, Fliesen, Paket (oder doch Laminat), Waschbecken, WCs, Duschen, Innentüren, Lebenspartner, Lichtschalter, Fußleisten, Wandfarben und alles Weitere nicht nur sicher aufeinander anstimme, sondern am zweiten Tag abends auch noch genau weiß, was ich am ersten Tag morgens ausgesucht habe. Hauptsache das Hotelzimmer wurde bezahlt und nach der 450 km Anreise steht mein Name auf dem Parkplatz.

8. Weil ich keine individuellen Wünsche habe, …

… da Bemusterung nur heißt zwischen einer Handvoll Produkte auszusuchen oder weitere 10 gegen satte Aufpreise zu bekommen (siehe Nr. 6). Das, was ich den der Designzeitschrift oder meinen Freunden gesehen habe, interessiert mich ohnehin nicht.

9. Weil ich mich gut selber überlisten kann …

… und ich den Stress, die Mehrkosten und die Einschränkungen nach Vertragsabschluss schnell wieder vergesse. Und wenn mein neuer Nachbar mich fragt, wie die Erfahrungen mit „meiner“ Baufirma so waren, dann antworte dann wahrheitsgemäß, dass alles perfekt gelaufen ist, günstig war und ich nicht verändern würde. Hat er nach 2 Jahren Bauzeit und mit Augenringen schließlich auch gesagt.

brown wooden stand with black background
Foto von Tingey Injury Law Firm 9

10. Weil ich mich von meinem Fertighaushersteller nicht trennen möchte, …

…wie auch, so ein Bauprozess vor Gericht kann schließlich einige Jahre dauern.

Und was denkt Ihr? Ist es so schlimm oder schlimmer? Ich freue mich auf Eure Kommentare.

16.731 mal gelesen.

10 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Frank Dreesbach sagt:

    Ok, man darf als Architekt simple Gedanken haben und daraus einen Blog zimmern. Nur nicht erwarten, dass die großartig geteilt werden. Die nicht mal amüsante Ironie zu billigen Klischees wirkt für mich als Architekt sehr bemüht. Die anderen 10 Gründe-Artikel locken mich daher nicht, da auch die Titel zu oft Abwandlungen untereinander sind. Zudem funktioniert die Seite mobil nicht richtig, was zum Teil an m Ukraine Layer liegt. Archimag, so wird das nix

    1. Sebastian Lauff sagt:

      Hallo und danke für das Feedback. Bei archimag findet man sicherlich sehr unterschiedliche Artikel die im Kern aber die Architektur gemeinsam haben. Nicht jedem gefällt alles. Vielleicht ist abseits der 10… dieser Artikel was für Dich/Sie. https://archimag.de/leben-eines-architekten/2020/der-kleinste-nenner/

      Und danke für den Hinweis mit dem Banner. Der ist – so sinnvoll ich ihn erachte – mobil wirklich schädlich für die Bedienung. Da kümmere ich mich drum.

  2. Thomas Burmeister sagt:

    Ganz schön arrogant und selbstgefällig, der Herr Autor. Wie wäre es denn, wenn ich als Fertighausverkäufer (übrigens mit Abschluss und Prüfung!) alle Architekten auf diese blöde Tour über einen Kamm scheren würde?

    1. Sebastian Lauff sagt:

      Hallo Herr Burmeister,
      vorab zur nochmaligen Klarstellung. Dieser Artikel ist, wie im ersten Absatz auch genannt, „ausdrücklich böse“ und „satirisch“. Damit kann er eigentlich nicht arrogant und selbstgefälltig werden. Wenn Sie möchten, dann lesen Sie auch https://archimag.de/leben-eines-architekten/2022/10-grunden-mit-einem-architekten-zu-bauen/ hier ziehe ich dann gleichsam mal über meinesgleichen (Architekten nicht Autoren) her und übernehme für sie gerne das „alle über einen Kamm scheren“.
      Fertighäuser sind in Deutschland aus den Baugebieten nicht mehr wegzudenken. Sicherlich gibt es auch viele zufriedene Kunden, wie Sie einer sind. Meine Kernaussage bleibt aber – man muss wissen, was man will und was auf einen zukommt. Hierzu vielleicht noch der Verweis auf: https://archimag.de/leben-eines-architekten/2020/der-kleinste-nenner/ ausdrücklich natürlich wieder nur als meine persönliche Meinung. Diese mal ohne Zwinkern und durchaus ernst gemeint.

      Ihr Autor und Architekt
      Sebastian Lauff

  3. Annette Semmling sagt:

    Hallo,

    Ich baue momentan mein Haus mit einem Architekten.
    Mittlerweile verdamme ich meine Entscheidung sehr.
    Mein Architekt ist nur eine Vollpfeiffe.
    Glückwunsch an all diejenigen, die sich für eine Fertighaus entschieden haben.

    1. Sebastian Lauff sagt:

      Schade zu hören. Der Architekt oder die Architektin sollten ein verlässlicher Partner sein. Aber wie überall gibt es solche und solche.

  4. Frank sagt:

    Hallo zusammen, wir haben ein Town&Country Ytonghaus vor 22 Jahren gebaut. Ist vom Prinzip her ein fertiges Massivhaus. Natürlich haben wir bewusst auf teure Architektenleistungen verzichten müssen, keinen Wintergarten und Türmchen hier und da. Aber wir sind nun fast fertig mit dem abzahlen. Wäre bei einem teuren Architektenhaus noch lange nicht soweit. Wir kennen viele die es nicht geschafft haben. Wo die finanziellen Sorgen zur Trennung geführt haben, Arbeitsplätze weggefallen sind, nur noch eine Lohntüte vorhanden war, es sind ja dann auch mal Kinder gekommen… Also es ist schon sehr ignorant und selbstherrlich so zu argumentieren. Wer sich das individuelle leisten kann und möchte soll es tun, aber mit Kanonen auf Spatzen schießen um seinen Berufsstand hervorzuheben-da gibt es keine Zustimmung von mir.
    Und übrigens ist unser Haus noch top, gab fast nichts zu beanstanden. Also billigt bitte jeden eine eigene freie Entscheidung zu! Das ist nur ein bißchen zu erwartende Intelligenz und Empathie für die zahlende Kundschaft.

    1. Sebastian Lauff sagt:

      Hallo Frank,
      als erstes herzlichen Glückwunsch, dass auch nach so vielen Jahren Eurer Haus noch genau richtig für Euch ist. Auch wenn natürlich aus meiner Erfahrung viel Wahr an diesem Artikel ist, so ist er doch überspitzt und ausdrücklich Satire. Kann ich über uns Architekten aber auch: https://archimag.de/leben-eines-architekten/2022/10-grunden-mit-einem-architekten-zu-bauen/
      Daher finde ich Deine Argumente nicht richtig. Es geht nicht ums herab- oder heraufsetzten, sondern um Vor- und Nachteile. In beiden Artikel aber eher um die „Nachteile“. In einem Punkt muss ich aber widersprechen: alle meine Erfahrungen in beiden Herangehensweisen zeigen, dass es preislich komplett egal ist, wie man baut – unterm Strich kosten beides so gut wie gleich viel.

  5. Susanne Schwering sagt:

    Hallo, ich finde die Darstellung über Fertighäuser auch ziemlich hart. Wir haben bereits das 2.Haus als Fertighaus erstellt, die Bauzeit ist sicherlich nicht länger als beim Architektenhaus. Apropos Architektenhaus, bei beiden Fertighausfirmen wurden wir durch einen Architekten betreut und alle unsere Gestaltungswünsche berücksichtigt. Natürlich müssen Sonderwünsche bezahlt werden, aber das wäre beim Massivbau nicht anders. Der Vorteil ist ganz klar der nach der Bemusterung feststehende Preis, der für die Finanzierbarkeit schon ziemlich wichtig ist, oder etwa nicht? Auch eine 2 tägige Bemusterung finde ich ideal, es entfällt das wochenlange Anreisen zu den diversen Baustoff, Elektro- und Sanitär Firmen. Im Gegenteil, im Vorfeld informiert, kann man entspannt seine Vorstellungen umsetzen. Und das Gefühl,wenn die erste Wand am Haken einschwebt und man am Abend des 2.Tages durch sein Haus gehen kann ist unbezahlbar. Unser 1.Haus haben wir 13 Jahre ohne irgendwelche Probleme bewohnt, das 2. jetzt als Schwedenhaus im 3.Jahr mit einem tollen Raumklima. Kein weisser Putz oder schwarzer Klinker mit Schiessschartenfenstern oder womöglich dem ach so dekorativen Sichtbeton, der in unserem Baugebiet von den hiesigen Architekten so eingesetzt wird, dass die Häuser fast alle gleich aussehen. Sorry, ich bleibe beim Fertighaus.

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