Das Leben eines Architekten

7 Dinge, die auf das Haus eines Architekten zutreffen

Photo by Wiktor Karkocha

Architekten sind kreativ, visionär und hoffentlich immer von einem Bauherren gebremst, da Sie sonst ohne Hemmungen entwerfen würden. Reale Beispiele werden zum Beispiel im Buch architects house vorgestellt.

Die folgenden 7 Thesen zeigen, mit einem Augenzwinkern, was ich mit „ohne Hemmungen“ meinte:

1. Das Haus eines Architekten ist immer zusammengewürfelt.

Wenn der Architekt einmal plant und kein Bauherr die Richtung vorgibt oder die Ideen des Architekten auch mal unbrauchbar findet, dann kann er endlich alles verwirklichen. Das sind Dinge die er mal erdacht oder gesehen hat, aber noch nicht bei Bauherren unterbringen konnte. Das Problem daran ist, dass es sich immer um eine Menge Ideen und Details handelt. Und die möchte er jetzt natürlich gerne alle verwirklichen. Es gibt also zu viele gute Detail, die nicht zusammenpassen.

2. Es ist immer unfertig.

Selbst wenn schon sehr viele Ideen untergebracht worden sind (siehe Punkt 1), dann sieht man immer noch etwas neues. Und es ist ja so einfach die Pläne noch anzupassen und noch ein Detail ins die Planung zu bringen. Auch wenn man bei den Kunden dann gerne stöhnt und zum Ende kommen möchte: Was macht es privat schon, dass man die Version 589 noch durchspielt.

Photo by Milivoj Kuhar
Photo by Milivoj Kuhar

3. Es glänzt mit dem modernsten Materialien.

Die Industrie entwickelt immer neue Materialien und dann gibt es noch die ganze Möglichkeiten bestimmte Materialien für andere Einsätze zu missbrauchen. Bei Bauherren kann man das ja nicht machen, da alles den Regeln der Technik genügen muss. Aber beim eigene Haus darf man ja. Dann wird Holz in der Dusche verlegt und die neuste, ungetestete Dämmerung verwendet. Was soll schon passieren?

4. Es bewohnt sich wie ein LSD-Trip …

Photo by GoaShape
Photo by GoaShape

Die schrägsten Ideen werden natürlich auch verwirklicht. Ein Netz über dem Wohnzimmer in dem die Kinder spielen können. Eine Treppe die sich aus Küchenschrank und Regalen entwickelt und wieder herunter gleich eine Rutsche. Farben und Formen ändern sich von Raum zu Raum und die Fenster verdunkeln sich auf Knopfdruck. Das ganze wirkt wie ein skurriler Traum und sieht wahrscheinlich nur in Architekturzeitschriften gut aus.

5. … oder ist als Haus fürchterlich langweilig.

Die Alternative ist, dass das Haus total reduziert ist und neben dem einen Material noch eine Farbe nach Wahl (also Weiß oder Schwarz) beinhaltet. Schränke sind in den Wänden versteckt und die Räume praktisch leer, so dass selbst eine traditionelle, japanische Wohnung vollgestellt aussieht. Und alles nur, weil man es kann. Im optimalen Fall sieht man bei den Fenstern nur Glas und keinen Rahmen. Fenster zum öffnen? Hey, was soll’s – wer braucht das schon.

6. Das Haus eines Architekten ist unverkaufbar.

Die ganzen Punkte oben führen dazu, dass nur eine Mutter/ein Vater dieses Haus lieben kann. Es ist die Steigerung dessen, was bei Immobilieninseraten als Architektenhaus bezeichnet wird. Dort als außergewöhnlich und braucht einen Liebhaber beschrieben, wird das echte Architektenhaus schnell zum Ladenhüter, das nur wenige Menschen für sich einnehmen wird. Schön anzusehen und mit interessanten Ideen, aber darin leben? Nein danke.

Photo by Tierra Mallorca
Photo by Tierra Mallorca

7. Es ist einzigartig!

Und doch ist es gut, dass Architekten sich austoben. Warum? Nur so entsteht etwas Neues und Gutes.

  • Neue Ideen können ausprobiert werden.
  • Erfahrungen mit neuen Materialien werden gesammelt.
  • Der Stil des Architekten schärft sich.
  • Die Architektenzeitschriften haben wieder was zu schreiben.

Natürlich sind nicht alle Architekten so. Einige sind auch langweilig! — Nein im Ernst. Auf die Spitze getrieben deckt sich dieses hier mit meinen Erfahrungen. Wäre das aber nicht so und gäbe es nicht Bauherren, die auch gerne experimentieren und Neues wagen, dann würden wir wohl alle noch im 3-Fenster-Haus wohnen.

Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?

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Autor

Ich bin Architekt und seit 2009 veröffentliche ich archimag.de. Wenn Ihr Wünsche oder Anregungen habt, dann her damit. Ich freue mich über Eurer Feedback.

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