Die Abwägung Architekt zu werden ist nicht einfach. Als Architekt kann ich vielleicht helfen und habe hier die ultimative Liste erstellt über 10 Gründe warum man auf kein Fall, nie, gar nicht ein Architekt oder eine Architektin werden sollte. Viel Spaß damit.
1. Dein soziales Umfeld verliert an Vielfalt
Architekten sind immer mit anderen Architekten befreundet, sie rotten sich zusammen. Das passiert entweder, weil Architekten die einzigen Personen sind, die sie sehen (vgl. Punkt 3) oder weil sie sich, aufgrund ähnlicher Interessen, immer wieder begegnen. Architekten heiraten auch oft andere Architekten, schließlich ist man nicht nur von 9 bis 17 Uhr Architekt.
2. Der Lohn ist schlecht
Erst machst du ein Praktikum (so 2 bis 3 Jahre) und dann arbeitest du für einen Apfel und ein Ei. Klar, es gibt Berufe in denen man weniger verdient, aber wenn ich studiere, dann sollte der Lohn angemessen sein, um die Studienzeit zu refinanzieren. Geht es dir ums Geld? Studiere Maschinenbauer oder ähnliches – bloß nicht Architektur. Besonders schade ist, dass ein ganzer Wirtschaftszweig seine Mitarbeiter so behandelt, die Mitarbeiter das auch noch zulassen und eine große Anzahl von Architekten, die im Zweifel deinen Job gerne übernehmen, es überhaupt erst möglich macht.
3. Du arbeitest lange – sehr lange.
Ein kreativer Prozess ist nicht steuerbar und die Zeit, die du in ein Projekt steckst, ist in vielerlei Hinsicht proportional zu der Qualität des Endproduktes. Es ist sehr schwer, den Spagat zwischen dem Anspruch auf ein perfektes Ergebnis und den wirtschaftlichen Erfordernissen zu schaffen. Du wirst für den kreativen Prozess genauso bezahlt, wie für die spätere Begleitung des Baus. Beides wird in einem Zeitplan gepresst und bei der Begleitung des Baus geht das auch. Du wirst aber in der Entwurfsphase bis in die Nacht sitzen und Lösungen über Lösungen produzieren. Nach 16 Stunden Arbeit kannst du vielleicht 8 Stunden abrechnen, alles andere ist oft nicht zu argumentieren. Es ist so: 80 % des Ergebnisses lassen sich mit 20 % der Arbeit erreichen. Für die letzten 20 % müssen 80 % Arbeit aufgewendet werden. Architekten leisten diese 80 % mehr Arbeit, weil sie oft Perfektionisten sind.
4. Deine Ideale sind nicht wirklich wichtig
Die Kunden wollen von dir ein fertiges Produkt erhalten, welches nicht unbedingt das ist, was du willst. Aber Architektur ist kein Handel, bei dem man ein Produkt weitergibt. Deshalb wirst du Produkte entwerfen müssen, die mit deinen Überzeugungen nicht in Einklang zu bringen sind. Du wirst diesen Tod sterben müssen. Kunden werden von dir Dinge verlangen, die du falsch findest und deine Einflussmöglichkeiten, die du nutzen solltest(!), werden sich erschöpfen.
5. Wenn dir deine Ideen zu wichtig sind, verlierst du Aufträge
Architekten sind rechthaberisch. Du wirst über Punkte diskutieren, bei denen der Kunden schon eindeutige Stellung bezogen hat. Du wirst klare Argumenten findet und diese darlegen, nicht in der Hoffnung, dass der Kunden sich deiner Meinung anschließt, sondern in der festen Überzeugung, dass er dieses tun muss. Aber so läuft das nicht. Wenn du dann nicht mehr willst, dass dein Name mit einem Gebäude in Verbindung gebracht wird, musst du gehen. Und wenn du nicht gehst, besteht die Gefahr, dass du gefeuert wirst, weil der Kunde sich nicht gut vertreten fühlt.
6. Nicht alle Architekten haben Spaß am Arbeitsplatz
Spaß ist vielleicht auch etwas übertrieben. Aber, jeder Architekt hat in seiner Ausbildung 95 % der Zeit mit Design und Entwurf verbracht. Der Beruf ist anders! Nicht Entwurf und Design bestimmen den Alltag, sondern Termine, Kosten, Kommunikation, Werkstattzeichnungen, Abrechnungen und so weiter. Nur wenige Architekten können nach 10 Jahren Berufserfahrungen behaupten, sie wären Designer oder würden nur entwerfen.
7. Das Haus, in dem du lebst, wird dich unglücklich machen
Du wirst dir immer vorstellen, was du an deiner Wohnung oder deinem Haus besser machen kannst. Wenn du nur die Möglichkeit, das Geld oder die Zeit hättest.
8. Du wirst mit schrecklichen Entscheidungen leben müssen
Architektur zu machen heißt manchmal auch Experimente zu wagen. Und manche Experimente gehen schief. Du musst also damit leben, dass einige deiner Entscheidungen dazu führen, dass Menschen Tag für Tag mit deiner schrecklichen Entscheidung leben müssen. Die gute Nachricht ist aber, dass früher oder später sowieso ein Kollege/eine Kollegin kommt und deine Fehler, oder auch nur deine zum Zeitpunkt des Baus Stand der Technik-Lösungen, korrigiert. Und auch wenn einmal ein Projekt richtig gut ist, dann wird es irgendwann abgerissen und macht Platz für eine Bank oder ein Einkaufszentrum.
9. Architektur erfordert viel Arbeit und Hingabe
Architekten werden eine lange Zeit ausgebildet und geben für diese Ausbildung Unmengen Geld aus. Nach dem Studium geht es nicht los, wie bei anderen Berufen. Nein, es folgt erst eine Zeit, in der man sich beweisen muss und in der man erst mal lernen muss, dass das, was man auf der Uni gelernt hat, nicht mal die halbe Wahrheit ist (vgl. 6.). Ohne wirklich selbst bauen zu dürfen, arbeitet man für „Kollegen“ (vgl. 2. und 3.). Dann reicht man seine Unterlagen bei der Kammer ein und wird, wenn es gut läuft, aufgenommen. Drin! Endlich Architekt. Jetzt geht es mit dem Lernen aber weiter. Jährlich muss man Fortbildungen nachweisen. Schneller, preiswerter und entspannter wird man Bauingenieur, Lehrer oder Maschinenbauer. Der Punkt ist, dass du wirklich Architekt werden wollen musst. Ich weiß nicht warum, aber ich wollte schon früh Architekt werden. Wenn andere Häuser gemalt haben, habe ich Grundrisse gemalt.
10. Du wirst wahrscheinlich weder ein Designer, noch berühmt
Jeder Architekturstudent träumt davon, berühmt zu werden und etwas ganz Neues zu erschaffen. Am besten wird man dann in einem Atemzug mit Rem Koolhaas, GMP, BIG oder sogar Le Corbusier genannt. Das wird dir aber höchstwahrscheinlich nicht passieren. Ich kenne keinen meiner Kommilitonen, die auch nur einen Schritt in diese Richtung geschafft hätten. Und da waren wirklich helle Köpfe dabei. Wie es wirklich läuft, kann man gut an den großen Architekturbüros sehen. Dort arbeiten 100 Menschen und davon haben vielleicht 8 jemals Kontakt zum Kunden. Die anderen kümmern sich um die Werkpläne, die Termin, die Kosten und den ganzen anderen Kram. Selbst von den 8 Architekten an der Spitze haben letztendlich vielleicht 5 etwas zu sagen und entwerfen etwas für den Kunden. Der Rest arbeitet(!) als Architekt. Sei dir dessen bewusst. Schön, wenn es anders läuft, aber zähle nicht darauf. Wahrscheinlicher ist, dass du, wenn du überzeugen kannst und zuverlässig bist, als Einzelkämpfer oder mit 2-3 Kollegen Dachausbauten und Umbauten von 60er-Jahre Siedlungshäusern machst.
Und dein Fazit?
Na ja, einiges ist vielleicht auch etwas schwarz gemalt. Ich selber denke, habe Glück gehabt. Aber in den Thesen oben stecken viele Wahrheiten. Ich kümmere mich in den nächsten Tagen noch um einen weiteren Artikel, der auch die guten Seiten zeigt.
Außerdem bin ich auf Eure Meinung gespannt. Welche Gründe gibt es noch? Schreibt mir oder kommentiert.
Leider muss ich dir zustimmen in sehr, sehr vielen Punkten. Das Gehalt ist schlecht und viele bekommen keinen Überstundenausgleich. Der Beruf wird meist falsch dargestellt im Studium und ich wäre super froh wenn man dort etwas ändern würde z.B. gerade mehr mit Kosten und Projektmanagement da dies 90% der Tätigkeit ist.
Leider kenne ich auch viele die bereits den Job mehrfach gewechselt haben oder jetzt in einer ganz anderen Sparte arbeiten.
Der Schein trügt manchmal einfach Darstellung – Realität.
Viele Menschen denken leider immer noch das Architekten überbezahlte Designer sind. Nichts ist entfernter als das.
So gibt es leider ganz viele „Bilder“ die nicht stimmen. Der golfspielende Arzt, der Projektsteuer, der einem nur das sagt, was man schon wissen kann, der streitsüchtige Anwalt, u.s.w.
Architekten haben eine sehr eingeschränkte Sichtweise! So vergessen sie z.B. dass eine gute Akustik sehr wichtig ist und designen immer wieder parallele Flächen, wahrscheinlich noch mit Glas versehen, die stehende Wellen erzeugen!
Dann muss ich wieder kommen und alles ins Lot bringen was man einfacher umgehen hätte können ohne Parallelflächen oder rechte Winkel!
Akustikbilder sind übrigens genau das Richtige für das schöne Wohnen. Zuhause, im Büro oder sogar in einem professionellen Tonstudio! Akustikbilder mit Ihrem Design.
Na ja, sicherlich sind Architekten keine Experten in Allem, aber so ganz stimme ich Ihrer Sichtweise nicht zu. Sicherlich ist auch Glas ein gewünschtes Mittel der Bauherren mit einigen Nebenwirkungen (Akustik, Wärme etc.), aber parallele Flächen sind schon aus vielen Gründen gewünscht.
Wenn dem nicht so wäre, dann würden sich Küchenbauer, Fliesenleger und zuletzt auch Kunden beschweren.
Ich liebe Architektrur, hasse es aber ein Architekt zu sein. Das war die schlechteste Entscheidung meines Lebens. Ich fasse meine Arbeitserfahrung mal zusammen:
-60+ Stunden/Woche
-ständig Stress
-man muss ALLES wissen und lernt nie aus
-der Job macht zu 98% keinen „Spaß“
-man wird nicht wertgeschätzt
-man verdient richtig scheisse!!! Jeder Schichtarbeiter verdient bei weitem mehr!
Ja, schade, das es immer wieder Menschen gibt, die diese Erfahrungen machen. Die gute Nachricht ist aber, dass es wo anderes auch gut sein kann.
Moin,
Ich bin hin- und her gerissen zwischen einem Architektur- oder Bauingenieurstudium. Ich habe mit einer Zimmererlehre begonnen und konnte diesen Weg aus gesundheitlichen Gründen leider so nicht weiter verfolgen. Mich interessieren die technischen Fähigkeiten eines Ingenieurs und die gestalterischen und sozialen Aspekte eines Architekten. Kann man als Ingenieur einen Weg in die Architektur finden? Oder muss ich Anzug tragen und bis ans Ende der Tage trockene mathematische Formeln lösen? Ohne jede Möglichkeit von Kreativität würde ich zu Grunde gehen, aber wenn man am Ende nur der „schlechter bezahlte Bauingenieur“ in einem großen Büro ist, dann ist die romantische Vorstellung vom Architektendasein wahrscheinlich auch schnell wieder verflogen.
Liebe Grüße und danke für den Artikel.
Moin, wie immer kommt es darauf an. Beide Berufe können kreativ sein. Auf meiner, natürlich gefärbten Sicht, hat man beim Beruf des Architekten aber mehr Möglichkeiten kreativ zu sein.
Und Anzüge habe ich schon lange nicht mehr getragen – zumindest im Beruf.
Schade. Ich wollte nach dem Abi gerne ein duales Architekturstudium anstreben. Nun wurden meine Visionen und Träume gerade komplett zerstört:( es hört sich fast an, als hätte man gar keine Chancen in diesem Beruf, dabei wurde mir schon oft das Gegenteil bewiesen. Lohnt es sich, meine Pläne weiter anzustreben oder einen anderen Weg anzustreben?
Mit freundlichen Grüßen
Hallo Merle,
nein, kein Grund am Boden zerstört zu sein. Natürlich hat man Chancen in diesem Beruf und natürlich lohnt es sich. Wie bei vielen Berufen gibt es Punkte die nicht schön oder veränderungswürdig sind. Dieser Artikel überspitzt und will polarisieren. Wenn Du 10 Gründe kein Architekt zu werden gelesen hast, dann muss Du auch das Gegenargument lesen:
http://archimag.de/leben-eines-architekten/2020/10-gruende-doch-ein-architekt-zu-werden/
Es lohnt sich sicherlich…
Gruß
Sebastian (Architekt aus Leidenschaft)
ja, das ist leider die wahrheit über den beruf des architekten, zumindest ist es in deutschland so. im studium hatte man andere zukunftsvorstellungen, weil das studium selbst nicht praxisgerecht ist. es gibt professoren die lehrstoff vermitteln der 10 jahre hinterher hingt, weil diese leute kein interesse haben, dir wirkliches wissen zu vermitteln oder die realität des architektenberufs näher zu bringen. letztendlich geht es immer nur um den eigenen vorteil. ich frage mich manchmal, was tut eigentlich die kammer, um architekten die hart arbeiten, aber oft am limit sind, wirtschaftlich und auch physisch. ich denke in keinem anderen akademikerberuf wird so hart gearbeitet für so wenig geld, wie in diesem beruf. heutzutage ist es auch leider die praxis, das potentielle bauherren, bevor sie mit dir einen richtigen vertrag über deine leistung machen, mit dir termine machen, lassen dich entwürfe präsentieren, um dann so nebenbei zu sagen, „darf ich die die zeichnungen mitnehmen, ich muss mir das überlegen“, um dann zur konkurrenz zu gehen, und deine arbeit von einem anderen kollegen zum halben preis ausführen zu lassen. man kann jedem studenten nur sagen, überlege es dir gut, entweder du hast gute kontakte für deinen zukünftigen beruf oder studiere etwas zeitgemässes was auch erfolg verspricht. nur durch arbeit wirst du in diesem beruf nur selten erfolg haben.
Das einzige was positiv ist, dass ich finde, dass wir weniger trottle sind. Man hat sehr schnell lernen müssen bestimmte Dinge zu hinterfragen und eigentlich muss ich sagen, dass von allen Menschen sie ich kenne die Architekten in Intelligentesten sind auch in politischen, gesellschaftlichen gründen heraus. Wir haben schnell lernen müssen unseren Wissen auszudehnen und immer wieder auf neue Felder zu gehen. Diese hat auch was negatives natürlich, kein anderer kann uns mal „verstehen“, spätestens wenn man mit Soziologie oder Psychologie sich auch beschäftigt; DENN wir bauen ja für die Menschen. Jede würde dieses Welt gern ein bissi besser machen wollen und dann an der Realität zerbricht man fasst. Ich glaube aber, dass kein anderer Studium so viel Spaß machen kann. Bei meinen Studium sind die Architekturzeichensaale noch immer legendär und unsere Partys kennt man einfach. Momentan bin ich aber eher frustriert, da ich auf Job Suche bin und es wird sooo schlecht bezahlt. Das richtig tolle dabei ist, du kannst keine schlechte Entscheidung wegen Studium treffen, wenn du dafür nicht geschaffen bist, glaub mir du wirst nach 1, maximal 1,5 Jahre aufhören und machst was anderes. Du wirst bissi Zeit verlieren, aber dann hättest Gewissheit. Es ist eine Hassliebe … wo Hass und Liebe permanent präsent sind;D;D;D
Ich habe mich schon früh für Architektur interessiert. Aber überall liest man, dass man gut in Mathe und Physik sein muss, und da das in der Schule meine schlechtesten Fächer waren, wurde es mir ausgeredet. Es hieß auch, dass man nur schwer Arbeit findet. Nach einem Monat in einem „geeigneten“ Beruf habe ich hingeschmissen und Architektur studiert. Siehe da, Mathe und Physik waren problemlos zu schaffen. Man brauchte vor allem ein Gefühl dafür und Geometriekenntnisse aus der Mittelstufe. Das Studium dauerte länger als die Regelstudienzeit, 14 – 18 Semester waren in den 90ern an einer TU normal. Entgegen allen Unkenrufen bekam ich auch einen (vernünftig bezahlten) Job. Ich hatte sogar das Glück von geregelten Arbeitszeiten. Auf der Jobsuche wurden mir allerdings auch Stellen angeboten mit 800 – 1300 Euro Bruttogehalt für Vollzeit! Ich habe natürlich abgelehnt, aber Angebot und Nachfrage – irgend ein armer Depp wird den Job angenommen haben.
Meine Erfahrung:
Man braucht gesunden Menschenverstand, strukturiertes Arbeiten, Disziplin, Kreativität, Aufgeschlossenheit, Bereitschaft zum lebenslangen Lernen und ein Gespür für den Umgang mit Menschen.
Ich habe es nicht bereut, Architektur studiert zu haben. Manchmal braucht man auch Glück, die richtigen Menschen zur Unterstützung und Mut, seinen Weg zu gehen.
Dieser Artikel umreist und beschreibt in einer sehr kurzen aber durchaus zutreffenden Synopsis wie der derzeitige Arbeitsalltag also die Realität nach einem erfolgreich absolvierten Studium der Architektur für die Absolventen heutzutage aussieht.
Die Illusion, dass der reine Entwurf, eines begeisterten und dahingehend ausgebildeten Menschen, dessen Vorstellungskraft welche „leider“ in der gebauten Architektur im besten Fall eine zweckgebundene Ästhetik sein kann “ im Unterschied zum reinen Kunstwerk“, nicht dem gesellschaftlichen/ K
kulturellen Rahmenbedingungen/Prinzipien / GLück/ Beziehungen etc. unterliegen und nur wegen seiner Selbst willen oder aufgrund einer Einzigartigen Genialität zur Realitat wird ist eben nur eine Illusion.