Heute gibt es wieder ein Interview mit einem Architekturfotografen. Rick Jack kommt aus Berlin und macht wunderschöne Fotos, die eine sehr schöne Lichtstimmung haben.
Frage 1: Herr Rick Jack steigen wir direkt ein. Was war das letzte Foto, dass Sie gemacht haben?
_Rick Jack [rj]: Spreedreieck Berlin
Frage 2: Wie sind Sie zur Fotografie und speziell zur Architekturfotografie gekommen?
_rj: Ich fotografiere seit Kindheit an. Die erst Rollfilm Kamera hielt ich mit sieben Jahren in den Händen. Dann habe ich das Spektrum aufgrund persönlichen Lebensumständen nie großartig weiter verfolgen können. Jetzt fotografiere ich umso mehr.
Frage 3: Welches Gebäude möchten Sie auf jeden Fall noch ablichten?
_rj: Das kann ich so nicht beantworten. Dafür ist jede Art von Architektur zu individuell und auf seine Weise interessant. Jedes Objekt trägt die eigene Ästhetik und Schönheit an sich. Jede Architektur formt ja auch seine Umgebung neu und jede Architektur trägt eine eigene Handschrift und die des Architekten.
Frage 4: Gibt es einen Kundenkreis bei den Architekten, der noch nicht erschlossen ist? Und wenn ja, warum ist das Ihrer Meinung nach so?
_rj: Mittlere und kleinere Büros haben größtenteils Interesse, scheuen aber die Kosten. Die Kosten stehen aber in keiner Relation zu der Nutzung.
Architektur, bzw. das Erbaute eines Architekten/in hat es maßlos verdient vernünftig visuell präsentiert zu werden. Potenzielle Kunden oder Interessenten sehen heutzutage meist erst Photos und Pläne des Gebäudes, dann erst evtl. Live das Objekt. Die Darstellung, bzw. Präsentation eines Objektes ist für den Architekten/in heutzutage genauso wichtig wie für andere Berufe.
Frage 5: Wie sieht Ihre typische Ausrüstung aus?
_rj: Grundsätzlich nur Großformat, entweder auf 4×5 inch DIA / Negativ oder mit einem Digitalrückteil ab max. 39MP. Jeder Fotograf hat, oder sollte ja sein Equipment auf seine Sehweise, seine Bedürfnisse und Arbeit abgestimmt haben. Gerade in der Architekturfotografie gehe ich keine Kompromisse ein. Ansonsten meine Augen sind das wichtigste. Sie messen das Licht, sehen die Darstellung, den Kontext zur Umgebung und selbstverständlich der Geist.
Frage 6: Analog oder Digital?
_rj: Beides, das ist Objekt abhängig. Digital ist schon weit, aber die Objektive in der Digitalfotografie sind noch lange nicht so zu gebrauchen wie die analogen. Wird sich aber selbstverständlich weiter entwickeln. Jedes System hat seine Vor- und Nachteile. Beides gut kombiniert und eingesetzt ergibt es ein sehr brauchbares Equipment. Vor kurzem hatte ich ein Weitwinkel was nicht annähernd für die Architekturfotografie zu gebrauchen war. Das ist natürlich inakzeptabel. Das Equipment muss sich nach mir richten und nicht ich mich nach meiner Ausrüstung.
Frage 7: Architektur und Musik werden Paralelen nachgesagt. Hören Sie beim fotografieren oder Nachbearbeiten Musik und wenn ja welche?
_rj: Beim Fotografieren grundsätzlich nicht. Da benötige ich meine Ruhe. Ansonsten ist Musik mein zweiter Lebensbegleiter. Musik hat ihre eigene Symbiose sowie Architektur. Ansonsten habe ich keine bestimmte Musikrichtung.
Frage 8: Wie stark bearbeiten Sie Ihre Fotos nach?
_rj: Absolut minimal, Staub- und Kratzretusche. Auf Kundenwunsch entferne ich ggf. auch mal eine Laterne. Ansonsten vertrete ich strikt die Meinung, dass das Foto zu mindestens 90% beim Auslösen fertig sein muss. Eventuelle Kontrast – oder Farbkorrekturen. Das ist aber die Seltenheit. Es soll ja auch gezeigt werden, wie sich das jeweilige Objekt in die Umgebung einfügt. Denn meistens muss sich das Objekt in die Umgebung einfügen und selten anders herum.
Die nachfolgenden Fragen beziehen sich u.a. auf das Fotos Otto Bock Science Center.
Frage 9: Können Sie uns etwas zu dem Gebäude auf dem Bild sagen.
_rj: Ich versuche mal in Worten auszudrücken was ich sonst visuell tue. Die organisch-dynamische Gestaltung des Gebäudes, bzw. die Fassadenbänder wurden der Struktur von Muskelfasern nachempfunden. In diesem Gebäude erfährt, oder kann man die Harmonie zwischen Mensch und Technik interaktiv neu erleben und begreifen. Wie die Muskelfasern umschließen auch hier die Fassadenbänder sanft das Gebäude, schützen und stärken es zugleich. Die Konzeption der horizontal gelegten Bänder und viel Glas verleihen dem Science Center eine transparente Ausstrahlung an einem besonderen Ort. Ein Ort mit Geschichte. Menschen können zukünftig in diesem Gebäude begreifen, was Sie bewegt.
Frage 10: Handelt es sich hierbei um eine Auftragsarbeit oder um ein freies Projekt von Ihnen?
_rj: Es handelte sich hier um ein freies Projekt für ein eventuelles Buchprojekt. Dieses befindet sich aber noch in der Entwicklungsphase.
Sollte sich das Projekt weiter entwickeln, dann würde ich mich freuen, wenn archimag und die Leser als eine der ersten von dem fertigen Buch erfahren.
Frage 11: Wie in diesem und anderen Bilder zu sehen, sind Sie beim Fotografieren immer recht früh oder spät unterwegs. Ist der Grund nur das Licht der blauen Stunde? Oder anders gefragt: Die langen Belichtungszeiten, die zu dieser Zeit nötig sind und zu Lichtstreifen (wie im Bild oben) oder zu Geisterbilder (vgl. Bild Energieforum ISC) führen, sind die Grund für die Aufnahmezeit oder zufälliges Produkt?
_rj: Alles in allem. Zufälliges Produkt. Die Architektur im richtigen Licht abzubilden steht im Vordergrund. Da man die Positionen der Objekte nicht beeinflussen kann, muss man mit dem „richtigen“ Licht arbeiten. Viele Aufnahmen „scheinen“ aber nur sehr früh fotografiert zu sein, sind es aber nicht. Ich mache Fotos zu jeder Tageszeit, wenn es das Objekt erfordert und es damit ins „rechte“ Licht setzt. Die Kunst das richtige Licht und den passenden Schatten zu finden sind die großen Herausforderungen für mich in meinem Beruf. Vorbeilaufende Passanten oder die Rücklichter von Autos lassen sich nicht vermeiden und geben dem Bild dann oft eine schöne zusätzliche Lebendigkeit. Ich konzentriere mich aber nur auf das Objekt und lasse dann solche Zufälle einfach geschehen. Fotos auf denen diese Lebendigkeit forciert wird, z.B. durch bewusstes einsetzen von Statisten wirken oft ausdruckslos und erzwungen. Man kann den „Willen“ auf solchen Aufnahmen, natürlich zu wirken, förmlich sehen.
Frage 12: Können Sie uns hierzu die Einstellungen bei der Aufnahme nennen?
_rj: Der richtige Winkel, Objektiv 35XL, Blende 22 und viel Geduld.
Frage 13: Auf Ihrer Internetseite fällt auf, dass Sie einen sehr ausdrücklichen Urheberrechtshinweis vorschalten. Haben Sie schon schlechte Erfahrungen mit Urheberrechtsverletzungen gemacht?
_rj: Leider ja und das auch noch im großem Umfang. Es ist aber eigentlich die Seltenheit. Trotzdem ist eine Vorsorge besser als dann das Nachsehen und den Ärger zu haben. Schließlich ist es enorm viel Arbeit bis zu solchen Fotos.
Frage 14: Wenn ich als Architekt oder auch Eigentümer eines Hauses einen Architekturfotografen beauftragen will, sollte ich vorher schon wissen was ich aus welchem Blickwinkel abgelichtet haben möchte oder ist es Ihnen lieber das mit dem Kunden zusammen zu erarbeiten?
_rj: Beides. Die Kommunikation ist extrem wichtig zwischen Kunden und Architekturfotograf/in. Der Kunde hat seine Vorstellungen und Sichtweisen vom Objekt. Diese werden und müssen unbedingt mit in die Arbeit einfließen. Meistens haben die Kunden schon Vorstellungen was Sie gerne mit abgelichtet haben möchten. Hinzu kommt dann das Wissen des Fotografen. Beides gut kombiniert ergeben wunderbare, produktive Aufnahmen/Ergebnisse.
Vielen Dank für das Interview, Herr Jack.
Photography Rick Jack
http://rickjack.com
hello@rickjack.com
Architekturfotograf Rick Jannack
ein sehr gelungenes Portrait mit Anmerkungen Kund/Fotograph, die sich die meisten Architekten zu Herze nehmen sollten.
Gerhard Fuetterer,
vielen Dank für das Kommentar.
Beste Grüsse
Rick Jannack
oldy but goldy:: Architekturfotograf Rick Jannack https://archimag.de/11fragenan/2010/architekturfotograf-rick-jannack/
#archi