11 Fragen an...

Architekturfotograf Andi Schmid

andi Schmid
andi Schmid
andi Schmid

Wieder ein Architekturfotograf, der bei Archimag vorgestellt wird, nur geht es heute noch weiter nach Süden – nach München. Gefällt Euch der Abstecher bei den Interviews. Ich wäre

Frage 1: Herr Schmid steigen wir direkt ein. Was war das letzte Foto, dass Sie gemacht haben?
_Andi Schmid [as]: Die letzten Aufnahmen waren Innenaufnahmen für freetech, den Architekt Fricke. Es ist ein sehr außergewöhnliches Projekt von Architekt Fricke zum Gebäudekomplex Oktavian in Oberföhring/München. Allerdings war es ein ganze Reihe von Aufnahmen, die möglichen Mietern in Erinnerung bleiben sollen.

Frage 2: Wie sind die zur Fotografie und speziell zur Architekturfotografie gekommen?
_as: Die Wahl zwischen dem Studium der Fotografie und der Architektur entschied sich zu Gunsten der Fotografie. Allerdings bin ich auch der Architektur immer wieder treu geblieben. So interessiere ich mich für die Architektur die neben den Auftragsarbeiten in den Städten Europas und USA steht. Hier kann man sich unheimlich viele Ideen für neue und andere Lichtführung finden. Entscheidend ist für mich auch immer wieder in fremden Städten das Zusammenspiel von Tageslicht und Kunstlicht. Aber auch die Luftverschmutzung zur jeweiligen Jahreszeit ziehe ich in meine Berechnungen und Aufnahmen mit ein. Da sieht ein weißes Firmengebäude in Oslo um die Mittagszeit anders aus, als ein Museum in Barcelona um dieselbe Zeit.

Frage 3: Welches Gebäude möchten Sie auf jeden Fall noch ablichten?
_as: Unheimlich spannend finde ich das Projekt „Stuttgart21“, da ich den gesamten Bahnhof bereits aus Kindheitstagen kenne, zumal ich in Raum Stuttgart aufgewachsen bin und die Situation in Stuttgart sehr gut kenne. Ich bin gespannt, ob sich das so lösen lässt, wie es die Pläne und Modelle versprechen. Für mich entscheidend ist die Tageslichtführung in diesem riesigen Bahnhof und vor allem wie sich die Umgebung verändern wird durch dieses Großprojekt.

Frage 4: Gibt es einen Kundenkreis bei den Architekten, der noch nicht erschossen ist? Und wen ja, warum ist das Ihrer Meinung nach so?
_as: Bei viele Architekten gibt es oftmals „ein einziges Fotoshooting“ , meiner Meinung nach, aber ist der Prozess von der Entstehung über das Richtfest bis zur Bauherrenübergabe eine Dokumentation wert. Hier wird zu wenig professionell dokumentiert. Und gerade nach der Fertigstellung sollten Architekturaufnahmen angefertigt werden. Einige Wochen nach Bezug verändert sich das Gebäude nochmals entscheidend. Auch hier gibt es noch genügend „entstehenden Motive“.

Frage 5: Wie sieht Ihre typische Ausrüstung aus?
_as: Diese Frage konnte man vor 10 oder 15 Jahren beantworten mit „Grossformat und Stativ“. Hier hat sich ein großer Wandel vollzogen. Heutzutage wird eine große Flexibilität vom Architekturfotografen verlangt. Auf der einen Seite soll er hochprofessionelle Architekturfotografie liefern auf der anderen Seite, sollte er aber die Daten schon druckfertig für alle Verwendungszwecke gleich nach Abbau des Stativs dem Kunden überreichen.

Wir gehen dies von der anderen Seite an und fragen, was der Kunde denn für welchen Zweck benötigt und schauen uns vor Ort beim Termin erst einmal die Lichtsituation und die vorgefertigte Situation des Objektes an. Erst dann greifen wir zum entsprechenden Werkzeug. Grundsätzlich aber sind wir sowohl für Aufnahmen aus dem Helikopter (ja so was kommt auch durchaus beim Architekturfotografen vor) als auch mit einem 18×24 Großformatrückteil, ganz nach alter Schule.

Frage 6: Analog oder Digital?
_as: Hier kann ich ebenso auf die vorherige Frage zurückgreifen. Hier ist der Zweck das ausschlaggebende Kriterium. Für ein Kunst- und Architekturbuch mit viel weiß schwören wir weiterhin auf die analoge Technik und unseren Wissensschatz darüber. Jedoch für Broschüren, Webseiten und den allgemeinen Gebrauch waren wir mit die ersten Pioniere, die sich mit der digitalen Architekturfotografie bereits gearbeitet haben und erstklassige Ergebnisse erzielen konnten.

Frage 7: Architektur und Musik werden Paraletten nachgesagt. Hören Sie beim fotografieren oder nachbearbeiten Musik und wenn ja welche?
_as: Nein bei der Architekturaufnahme konzentriere ich mich ganz auf das Gebäude, das Licht und die Menschen. Mir geht es um die Aussage, was der Architekt den Menschen mit dem Gebäude geben wollte oder er damit aussagen wollte. Ebenso ist es mir sehr wichtig, wie die Menschen, die mit dem Gebäude leben oder es bauen ließen, sich fühlen mit Ihren Eindrücken und Empfindungen. Da kommen oftmals verschiedene Ansichten raus, ob es nun praktisch, nützlich, stylisch oder skurill ist. Interessant wird die Architektur, wenn verschiedenste Meinungen da sind und dort beginnt dann die Arbeit diese Meinungen fotografisch zu teilen oder zu entgegnen.

Frage 8: Wie stark bearbeiten Sie Ihre Fotos nach?
_as: Ich bin nach wie vor der Auffassung, dass die wahre Kunst der Architekturfotografie in Wahl des Standpunktes, des Bildausschnittes und der korrekten Belichtung liegt. Natürlich gibt es Kleinigkeiten, die man bearbeiten oder retuschieren kann und wo es oftmals schneller geht. Aber ich habe schon einige Male erlebt, dass der Architekt dann meint „den Stuhl brauche ich jetzt nicht wegzutun, den können Sie ja nachher retuschieren“ – klar kann man das retuschieren, aber es ist eine Sache von Sekunden den Stuhl von links nach rechts zu schieben, statt mich mit der Retusche zu beschäftigen. Das Auge ist das Werkzeug Nummer 1!

Frage 9: Was sehen wir auf dem Bild und wo befindet sich das Objekt?
_as: Es handelt sich um das Museum Würth in Erstein/ Frankreich.
http://www.musee-wurth.fr/wp/index.php/architecture/?lang=de

Die Gegenüberstellung der beiden Gebäude ist die tragende Idee des im Architekturbüro von Jacques und Clément Vergély in Lyon entstandenen Projekts: die Transparenz des gläsernen Schiffes, des eigentlichen Unternehmenssitzes, bildet ein Gegenstück zu der undurchsichtigen Geometrie der Mauern aus Sichtbeton, von denen das Museum umschlossen wird.
Das Gebäude besteht aus drei Räume, für eine Gesamtausstellungsfläche von 800 m2: ein imposantes Hauptschiff im Erdgeschoss und zwei attraktive Ausstellungsflächen im oberen Stockwerk.

Frage 10: Handelte es sich hierbei um eine Auftragsarbeit?
_as: Ja. Die Kunst, Kultur und Architektur spielt eine wesentliche Rolle beider Firma Würth. Im Rahmen meiner Achitekturtätigkeit habe ich alle Kunstmuseen der Firma Würth und auch die Firmengebäude im Europäischen und Außereuropäischen Ausland fotografiert.

Frage 11: Wie war die Kamera für die Aufnahme eingestellt?
_as: Fototechnisch war es aufgrund der engen Lage sehr schwierig da ich das Gebäude als klare geometische Form darstellen wollte und auch sehr reduziert ohne viel darum herum.

Frage 12: Warum haben Sie u.a. dieses Bild zur Präsentation bei archimag ausgewählt?
_as: Dazu kommt noch, dass es das Gebäude zu dem Zeitpunkt sehr neu war und noch nicht „eingewachsen“ und man so die klare Aussage der Architekten Jacques und Clément Vergély herausarbeiten konnte.

andi Schmid
Architekturfotografie
Geyerspergerstrasse 58, 80689 München

089-58 93 94 99

www.architekturlevel.de
info@architekturlevel.de

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