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Vom König und seiner Hightech-Küche – die Pfalz

Auf zu neuen Abenteuern. Im Rahmen des GenussDuell 2018 besuche ich interessante Regionen in Rheinland-Pfalz und nach dem Lahntal und Rheinhessen geht es dieses Mal in die Pfalz, wo ich einen Abstecher nach „Bayern“ mache, einen König besuche und wieder herrlich speise.

Die Pfalz, dieser schöne Flecken Erde ist sicherlich bekannt für Ihren berühmten Sohn, Helmut Kohl, den Pfälzer Dialekt und seinen Wein. Zusätzlich hat die Pfalz für Urlauber viel zu bieten. Mich hat es diesem Mal in die Pfälzer Region Deutschen Weinstraße gezogen.

Deutsche Weinstraße

Wein und Architektur passen einfach gut zusammen und Wein und gutes Essen gehören sowieso zusammen. Für meinen Besuch für das GenussDuell habe ich daher die Städte „Sankt Martin“ und „Ebenkoben“ besucht. Ebenkoben und auch der Nachbarort Rhodt unter der Rietburg waren für lange Zeit politisch wichtige Orte gewesen. 

Ab 1843 plante König Ludwig I. von Bayern in der Pfalz, aus der sein Vater Maximilian I. stammte, eine Sommervilla zu bauen. Erst 1845 wurde jedoch das passende Grundstück am Fuß der Rietburg gefunden. Es war also schon damals nicht einfach mit den Grundstücken für Neubauten. 

Schloss Villa Ludwigshöhe
Schloss Villa Ludwigshöhe

Der Bau, der nach italienischen Anregungen in klassizistischen Stilform geplanten Sommerresistenz, erfolgte von 1846 bis 1852. Die lange Bauzeit erklärt sich mit dem zwischenzeitlichen Tod des Architekten Friedrich Wilhelm von Gärtner und der Tatsache, dass der König 1848 zugunsten seines Sohnes Maximilian II. abdanken musste. 

Schloss Villa Ludwigshöhe vom Tal aus gesehen
Schloss Villa Ludwigshöhe vom Tal aus gesehen

Heute sind es ja häufig falsche Doktorarbeiten über die Politiker straucheln, damals noch klassisch eine Frauengeschichte. Ludwig I. weilte dann jedoch alle zwei Jahre in den Sommermonaten Juli bis August/September in der Villa, wo er auch seinen Geburtstag feierte. Sein letzter Besuch war im Jahr 1866. Ich komme gleich zurück zu Ludwig I., zunächst jedoch weiter in der Geschichte des Schlosses. 

Villa Schloss Ludwigshöhe

König Ludwig hat sich schon früh in seinem Leben für die italienische Kunst und Baukunst begeistert. Auch Griechenland als Wiege der europäischen Zivilisation faszinierte ihn. Nicht ungewöhnlich zur Zeit des Klassizismus, mit seinen Rückbezügen auf die antike Kunst, Architektur und Geistesleben des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. So wurde auch die Sommerresidenz nach den antiken Grundzügen entworfen.

Das Hauptgebäude besteht aus vier Flügeln die ein ruhiges Atrium umschließen. Zum Tal hin spielt das Gebäude mit doppelstöckigen, antik anmutenden Säulenreihen. Auch die Dächer, als Satteldächer sind extrem flach und somit zurückhaltend ausgeformt. Dabei handelt es sich auch um eine typisch südländische Bauweise. Das ganze Gebäude sieht nach Rom oder Toskana aus und nicht nach der Pfalz.  

Auffällig ist jedoch, dass der sonst bei diesen Villen obligatorische Garten fehlt. Das Fehlen geht wohl auf König Ludwig zurück, der bei dieser schönen Landschaft einen Garten für überflüssig erachtete. 

Auch im Gebäude setzen sich die südländischen Eindrücke fort. Die Villa ist mit Edelholzböden ausgestattet, welche noch im originalen Zustand sind. Die Böden sind als Mosaike mit Motiven der Antike zusammengesetzt. 

Auch vorhanden sind die antiken Wandmalereien (siehe Foto „Der „König“ im Speisezimmer mit den pompejanischen Wandmalereien“ weiter unten) angelehnt an jenen Stil, wie er in den Wohnhäusern Pompejis in den letzten Jahren vor dem Ausbruch des Vesuv und dem Untergang der Stadt im Jahre 79 n. Chr. gepflegt worden war. Aber die Motive wurden nicht 1:1 übernommen, sondern an die lokalen Gegebenheiten beispielsweise in der Wahl lokaler Tierarten angepasst. Insgesamt ist das Ensemble  eine beeindruckende Zusammenstellung von verschiedenen Elementen verbunden mit dem richtigen Maß Lokalkoloriet.

Es ist wunderbar, dass das Schloss so überlebt hat, denn die Monarchie in Deutschland entwickelte sich zu einem Auslaufmodell. Der Grundbesitz war jedoch weiter in der Hand des, nun nweniger bedeuteten Adels. Das Schloss wurde zeitweise als Lazarett und als Kinderheim genutzt. 

1975 erwarb das Land Rheinland-Pfalz das Schloss für 1,9 Millionen DM und restaurierte es für weitere 5,7 Millionen DM. Heute kann man das Schloss besichtigen und es beherbergt die Max-Slevogt-Galerie mit über 130 Gemälden, die stets in einer Auswahl zu sehen sind. Daneben werden stetig wechselnde Sonderausstellungen gezeigt. Am Wochenende und an Feiertagen ist bei gutem Wetter ein nach Südosten gelegenes Freiluftcafé geöffnet, das den Gästen einen grandiosen Ausblick auf die Rheinebene bietet.

Ausblick von der Villa Ludwigshöhe auf die Pfalz
Ausblick von der Villa Ludwigshöhe auf die Pfalz
Das Café an der Villa Ludwigshöhe
Das Café an der Villa Ludwigshöhe

In der Nähe zum Schloss gibt es die Rietburgbahn, die erste Sesselliftbahn des Landes Rheinland-Pfalz, mit der man gemütlich die 222m Höhenunterschied zur Rietburg überwinden kann und neben einem interessanten Abstieg zu Fuß auch die Gastwirtschaft und den Wildpark auf dem Gipfel besuchen kann. 

Seilbahn Rietburgbahn
Seilbahn Rietburgbahn
Hoch über die Pfalz geht die Rietbergbahn
Hoch über die Pfalz geht die Rietbergbahn

Schlossfest

Jedes Jahr Ende August wird der Geburtstag von König Ludwig I. mit dem Schlossfest begangen und wie es der Zufall will, war ich genau am Vorabend dort und konnte das Schlossfest besuchen. 

Wann’s Lichd brennd iss uff!!!

Pfälzer Redensart
Besucher strömen zum Eingang der Villa
Besucher strömen zum Eingang der Villa

Das Verhältnis vom Pfälzer zum König ist heute wohl bedeutend besser als früher. Die Pfalz gehörte bis zum Ende des zweiten Weltkrieges zu Bayern, da Napoleon Ludwigs Vater zum König von Bayern ernannte und dieser wie schon oben geschrieben ein Pfälzer war. Ludwig kam zwar alle zwei Jahre mit Gefolge in die Pfalz, brachte jedoch Unmengen an Lebensmitteln aus Bayern mit und mochte noch nicht einmal den Pfälzer Wein. Vielmehr war der Sommersitz, neben der herrlichen Landschaft die Ludwig wählte, auch eine Antwort an die aufsässigen Pfälzer, die nationale und demokratische Ideen verfolgen. Das passende Stichwort ist hier das Hambacher Fest auf dem, nicht unweit gelegenen, Hambacher Schloss. Außerdem wagte es König Ludwig, den Wald einzuzäunen und so den Anwohnern den Zugang zum Wald sowie zu den Kastanien zu verwehren. 

Führungen im Schloss werden auch vom Schlossverwalter des Königs selber gemacht

Heute erfreut man sich jedoch am Schloss und feiert gerne den Geburtstag des Königs. Das Schlossfest ist jedes Jahr ein Erlebnis. 

Der "König" spricht zu seinen Untertanen
Der „König“ spricht zu seinen Untertanen

Der König selbst hat viel Gäste (und mich) durch sein Schloss geführt.

Der "König" im Speisezimmer mit den pompejanischen Wandmalereien
Der „König“ im Speisezimmer mit den pompejanischen Wandmalereien

Neben den schon erwähnten Elementen fasziniert mich ein „Nebenbereich“, nämlich die Küche der Villa besonders. Und da es sich bei meinen Reisen durch Rheinland-Pfalz immer um Architektur und Genuss dreht, passte es perfekt. Die Küche

Sie ist als einheitliches Raumensemble nahezu unverändert erhalten, was in deutschen Schlössern nur sehr selten vorkommt. Und sie ist das, was man heute „Energieeffizient“ nennt. Dabei sind es ganz einfache Dinge, die diese Effizienz erreichen. Der zentrale Hauptherd diente so nicht nur zum Kochen und Braten, sondern betrieb zugleich einen Warmwassertank, welcher fließend heißes Wasser lieferte. Sein durch den Fußboden verlaufender Rauchabzug erhitzte einen externen Backofen, bevor der Rauch durch die Räucherkammer in den Kamin aufstieg.

Die Küche des Schloss "Villa Ludwigshöhe"
Die Küche des Schloss „Villa Ludwigshöhe“

Die Quellen des Rietberges wurden umgelenkt und somit war fließendes Kaltwasser mit ca. 6 bar Druck in der Küche vorhanden. Neben dem zentralen Kochfeld gab es noch eine Gar- bzw. Warmhalte-Kochstelle und einen zweiten Kochplatz für kleine Speisen und Delikatessen. 

Beiküche
Beiküche

Am Ofen befindet sich noch heute die Originalanleitung zum Betrieb des Ofens. König Ludwig I. konnte schon an seinem Geburtstag Ende August Vanilleeis essen, da im Winter das Eis im Keller unter der Küche eingelagert wurde.

Anleitung zum Anfeuern der Küche
Anleitung zum Anfeuern der Küche

Abschied

Auf dem Schlossfest spielten verschieden Bands Jazz und Swing und es wurde mit landestypischen Speisen für das leibliche Wohn gesorgt. 

Jazzband auf dem Schlossfest
Jazzband auf dem Schlossfest

Da ich an dem Abend mit dem Auto weiter, fiel der passende Wein für mich leider aus.  

Flammkuchen
Flammkuchen

Übernachten und Speisen

Wer aber etwas mehr Zeit mitbringt, der sollte sich im nahegelegenen Ort Sankt Martin ein Zimmer suchen und die kleine, urige Stadt erkunden. 

Kirchstüble in Sankt Martin
Kirchstüble in Sankt Martin
Haus in Sankt Martin
Haus in Sankt Martin
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